Paul Kelly – Ways & Means

Blue-eyed Soul und Country-Folk um die älteste Geschichte der Welt Es gibt bekanntlich 50 Wege, um die/den Geliebten hinter sich zu lassen. Mindestens. Doch wie viele gibt es, um würdevoll „My Way Is To You“ zu sagen? Um den Moment des Glücks, der Ekstase, der Sehnsucht, der Erwartung zu feiern, ohne banal, naiv, sentimental, völlig gaga anzumuten? Nach seinem Soundtrack-Ausflug „Lantana“ lässt sich Paul Kelly gleich 21 Songs verteilt auf zwei CDs Zeit, um die schwierigere Variante der „Oldest Story In The Book“ fortzuschreiben.

Ohne die andere kommt auch „Ways & Means“ nicht aus. Kelly ist ja nicht blöd. „Can’t Help You Now“ zeigt einer Verflossenen zu moderaten Stones-Rifls kühl die Schulter, „You Broke A Beautiful Thing“ bleibt selbstredend, wie auch manchmal die Bilder zu vertraut sind, wenn der ewige Geheimtipp aus Australien die lichtere Seite der Medaille anfleht. Nur ein bisschen Zucker, Liebste, bitte. Seinen persönlichen Engel erlebt unser Liebeskranker immerhin in gleich 48 Varianten – und aus Süd, Nord, West und Ost Richtig spannend wird’s immer dann, wenn die Richtung ein bisschen unklar bleibt. Wenn etwa „These Are The Days“ schon die Ahnung der Vergänglichkeit mancher Wonnestunden transportiert. Wenn Kelly „God save your soul“ bittet für den aktuellen Begleiter von „Curly Red“. Wenn sich in die fiebrige Erwartung des Off-Beats „Crying Shame“ ein bedrohlicher Unterton einschleicht. Wenn Kelly in der Ode auf die „Young Lovers“ mal eben „bliss“ auf „piss“ reimt. Oder die Erkenntnis „To be good takes a long time, to be bad no time at all“ in einen recht ausgelassenen Wirtshaus-Waltz packt.

Blue-eyed Soul und Country/ Folk-Derivate dominieren „Ways & Means“, getragen oft von den Falsett-Harmonien des Neuzugangs Dan Kelly (sein Neffe). Derweil hält sich der prominente US-Import Tchad Blake als Co-Produzent vornehm zurück, akzentuiert hier und da schwebende Keyboard-Sounds, lässt seine Industriehof-Ästhetik aber nur im schnarrenden Blues-Rocker „Heavy Thing“ aufscheinen. In sich stimmiger, konsequenter durchgehalten, wirkt der zweite Durchgang. Gerade hier entpuppt sich Paul Kelly wieder als Sänger, der von seinen Grenzen lebt, beschränkt im Ausdruck, aber voller Charakter. Ganz am Ende sind ihm aber die Worte ausgegangen. Ein Instrumental wie Fernweh schält sich aus der Brandung. „Let’sFall Again“heißt es. Was anderes bleibt ja nicht. Trotz allem.

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