Paul Weller :: Sonik Kicks

Der Modfather bemüht sich um Elektronik und Krautrock: schräg!

Jetzt springt ihm der Draht aus der Mütze, jetzt brennt sein Hut: Olle Weller entdeckt den Kraut-rock, die Elektronik, die Abstraktion! Jedermann oder Noel Gallagher hätte ihm doch sagen können, dass dergleichen nichts taugt. Der Wilde von Woking will den Jüngeren beweisen, wie sehr er noch auf der Höhe der Zeit ist – und schwelgt in „By The Waters“ zu zirpenden, idyllischen Streichern sentimentaler denn je. Was Paul Weller aber techniktrunken und stroboskopbeschwipst zusammenlärmt, das ist im Bemühen um Hipness schon wieder obsolet und hoffnungslos stümperhaft: Solche gezwungenen Radikalismen haben zwar als Idee etwas sehr Unterhaltsames und Amüsantes (von Neil Young lernen!), doch hören muss man sie halt auch noch.

Immer mal wieder bricht eine Weller-Phrase, eine vertraute Melodie, ein zupackendes Riff durch das Dickicht des Klangs – und erstirbt alsbald. Das Hybrid „Sonik Kicks“ ist in mancher Hinsicht genau das Album, das wir ängstlich erwartet hatten. Kein britischer Songschreiber (außer Paul McCartney!) entfernte sich je so weit von seinem Geläuf, um doch derselbe zu bleiben: Was immer das Donnerwetter von „Study In Blue“ mit Frauengesang, heftigem Piano, Percussion und heulender Orgel sein soll (Hippie-Dancefloor?) – ein bisschen ist es auch „The Money-Go-Round“ vom Style Council. Und das gesamte Elend könnte „Modernism – A New Decade“ heißen.

Nach manchen halbguten, schöngehörten, fragwürdigen, schwer erträglichen, mediokren und holperigen Weller-Alben ist dieses nun ein veritabler Schuss in den Ofen. Umso weniger wird man „Sonik Kicks“ vergessen. (Cooperative) Arne Willander

Beste Songs: „By The Waters“, „Kling I Klang“

M. Ward ***¿

A Wasteland Companion

Zwingend: Das musikalische Reisetagebuch des Folk-Monsters

Für sein sechstes Solo-Album hat sich Matt Ward eine illustre Gästeschar eingeladen: Howe Gelb von Giant Sand ist ebenso mit von der Partie wie John Parish, Monsters-Of-Folk-Kollege Mike Mogis, Sonic-Youth-Drummer Steve Shelley oder Zooey Deschanel, mit der der amerikanische Gitarrist und Singer-Songwriter ja bereits seit 2006 das Folk-Duo She & Him bildet.

Insgesamt kamen bei den Aufnahmen zu „A Wasteland Companion“ 18 Musiker in acht verschiedenen Studios zum Einsatz, und entsprechend vielseitig und abwechslungsreich sind Instrumentierung und Arrangements. Die Bandbreite reicht vom zartbesaiteten und raffinierten Auftaktstück „Clean Slate“, das dem 2010 verstorbenen Alex Chilton von Big Star gewidmet ist, über eine schmissige und frohgemute Coverversion von Daniel Johnstons „Sweetheart“ bis zum mit kehliger Stimme vorgetragenen Klavier- und-Geigen-Melodram „Crawl After You“. Die Herkunft des gebürtigen Kaliforniers, den es längst in die Indie-Hochburg Portland verschlagen hat, macht sich in zahlreichen Beach-Boys-Anklängen bemerkbar, aber natürlich kommen auch die gewohnt nostalgischen Blues-, Rock-, Country- und Folk-Einflüsse in den zwölf neuen Songs zum Tragen.

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