Paul Westerberg :: Folker
Paul Westerberg scheint in den vergangenen Jahren den Howe-Gelb-Weg zu gehen: einfach so viel veröffentlichen, dass man ihn dafür so bewundern muss, dass man nicht mehr so genau auf die Qualität schaut „Folker“ ist das fünfte neue Westerberg-(bzw. Grandpaboy-)Album in den letzten zwei Jahren. Man hätte aus den besten Songs dieser Schnellschüsse ein Album destillieren können, das es sogar mit dem Replacements-Klassiker „71tm“(immer noch Zenit des Westerbergschen Schaffens) aufnehmen könnte.
„Folker“ ist – wenn man den ziemlich bescheuerten Jingle“ zu Beginn erst einmal hinter sich gelassen hat – weitaus homogener als die vorhergehenden Werke und funktioniert – ohne große Qualitätsschwankungen – auf Albumlänge wesendich besser. Das mag daran liegen, dass Westerberg auf einen einheitlichen Sound setzt: akustische Gitarre, Bass, Schlagzeug, manchmal für Soli und Rhythmus auch mal die Elektrische. Bin erinnere der Sound an den frühen Rod Stewart, meint Westerberg: „That stuff is closer to the heart of Rock n Roll than big loud guitars.“ Wo immer das auch gerade schlagen mag – immer noch in Memphis? In Pete Dohertys Bude in London-Islington? In der Spritze von Anton Newcombe vom Brian Jonestown Massacre? Jedenfalls treffen außergewöhnlich viele dieser klar strukturierten Songs ohne Eklektizismen und den Grandpaboy-Lo-Fi-im-Hobbykeller-Sound ins Herz des Hörers. Ob sie sich wie das ergreifende „Lookin‘ Up In Heaven“ und das schwelgerische „As Far As I Know“ um die euphorisierte oder um die großen Fragen der unerwiderten Liebe „You need someone’s shoulder, what about mine?“ „How Can You Like Hirn?“- drehen. Letztgenannter Song erinnert von Phrasierung und Melodieführung ein bisschen an Dylans ,411 KeepItWithMine“.
Die Texte sind ähnlich wie die Musik simpel gehalten, typische Westerbergsche Aphorismen sind eine Seltenheit, doch Songs wie „My Dad“ über seinen vor kurzem verstorbenen Vater sind in ihrer Einfachheit umso ergreifender, denn Westerberg trägt sie direkt am Herzen. Man kann es hören: Systole, Diastole, Rock Und Roll.
(VACRANT)
