Pearl Jam live :: Berlin, 02-World

Eddie Vedder latscht wie immer eher unauffällig auf die Bühne, die Band trottet so hinterher. Und doch stehen in dieser Sekunde alle in der ausverkauften O2-World sofort auf, auch auf den Rängen. Das ist nicht selbstverständlich, und es hat erst mal noch nichts mit Euphorie zu tun (die kommt später), sondern mit Respekt. Es gibt nur wenige Bands, die wie Pearl Jam seit mehr als 20 Jahren unbeirrt ihren eigenen Weg gehen – oder eben schlurfen. Momentan sind sie allerdings eher in Sprint- und Hüpflaune. Einen „explosiven, energiegeladenen Abend“ verspricht Vedder, und er lügt ja bekanntlich nie.

Um die 30 Songs spielen sie jeden Abend, immer gibt es Überraschungen – an den beiden Abenden in Berlin „I Believe In Miracles“ von den Ramones und Pink Floyds „Mother“ -, und immer erwischt einen diese einzigartige Dynamik. Es ist, als triebe man auf dem offenen Meer. Manchmal schwappen die Lieder eher in Richtung der zähen, ungestümen Rockmusik, die Crazy Horse so ähnlich spielen würden, wenn ihr Gitarrist auch tätowiert wäre. Hin und wieder ebbt die Brandung ab, die Wellen werden sanft, und alles dreht sich um Vedder – der erst mal einen großen Schluck aus der Rotweinflasche nimmt. Es ist natürlich diese faszinierend tiefe Stimme, die einen wieder in den Sog hineinzieht, besonders beim Zugabenblock. „JustBreatheNothingmanBetterManLifeWastedPorchBloodAlive“ – am Ende verschwimmen die einzelnen Stücke zu einem magischen Moment. Manchmal könne er das alles gar nicht glauben, sagt der Sänger irgendwann angesichts des Jubels. Dann gehen die Lichter im Saal an, während Pearl Jam noch zwei Songs spielen. Im ersten Moment immer irritierend, aber es passt doch zu dieser Band: Sie wollen ihr Publikum genau so sehen, wie das Publikum sie sieht – keine Distanz, keine Überhöhung. Eddie Vedder, selbst strahlend, stellt fest: „You are all smiling!“ Und nach all den Jahren scheint er immer noch erstaunt zu sein.

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