Pearl Jam – Pearl Jam

Sechzehn Jahre Pearl Jam. 16 Jahre. Die Überlebenden der damaligen Explosion Seattles haben ihre Band gerettet. Sie müssen jetzt nichts mehr beweisen, sich nur noch vor sich selbst rechtfertigen. Mike Mc-Cready sagte es in diesem Heft vor einem Monat selbst: „Unser Packaging war immer gut.“ Das stimmt. Selbst wenn Pearl Jams zählbare Relevanz seit „No Code“- vielleicht vorsätzlich-deutlich abnahm: Die Verpackung war immer gut. Und woran kann man Bands sonst messen außer an ihren eigene Werken? Sind „Vitalogy“ oder „Vs.“ nicht schlicht spürbarer als die neueren Werke „Binaural“ und „Riot Act“ – jene ein wenig entfernt klingenden Platten gereifter Musiker? Young oder Springsteen klingen zerrissener. Und konnte Schlagzeuger Dave Abbruzzese eigentlich jemals ersetzt werden? Ist Matt Cameron wirklich der Antreiber, den eine melancholische Band wie diese braucht?

Von „Pearl Jam“ behaupten nun wieder alle, es klänge wie früher. Tut es nicht. Es ist auch kein einziger Hit drauf. Es ein Schritt nach vorn. Es ist relativ hart, es klingt entschlossener, es hat definitiv keine Ausfälle. Denn Pearl Jam haben wieder jene unlösbaren Anliegen, die sie außer bei „Love Boat Captain“ (dem Song über das Roskilde-Unglück) binnen der letzten acht Jahre nicht hatten. Bis zur Sekunde 34 im fünften Song wird zunächst erfrischend gerockt, bevor in der gemäßigten zweiten Hälfte „Gone“ einer Hymne am nächsten kommt. Es gab immer Balladen und fast punkige Songs bei den Ramones-Fans Pearl Jam. Oft aber machte eine Kombination der beiden diese Band faszinierend: „Rearviewmirror“, „Corduroy“ „Given To Fly“ oder eben „Jeremy“ – so etwas ist „Gone“. Der Aufbruch ist in dieser Halbballade – neben dem Schunkelsong „Come Back“ übrigens das seichteste Stück unmittelbar zu spüren. McCreadys Soli und Vedders Stimme greifen ineinander, und endlich schafft auch Bassist Jeff Ament wieder mit dem im Nichts prickelnden Stück „Army Reserve“ einen großen Moment. Das pianoverzierte „Inside Job“ ist dann sogar der tiefste Abschluss-Song seit „Indifference“ von 1993.

Wieder ist es nicht einfach. Wieder gehen wir mit durch die Irrungen und die Zweifel, ob es das noch ist. Wieder werden wir belohnt. Die Magie weicht dem Alltag, den Mythos zerstört das Leben selbst. Was ist wichtiger? Pearl Jam haben ihre Antwort gefunden.

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