Pet Shop Boys – Bilingual :: EMI

Schon als es noch verpönt war, haben sich die Pet Shop Boys stets als „Pop“ (sprich: Anti-Rock) definiert Sonderbar also, daß „Bilingual“ nicht die Bohne hip klingt „Electricity“, eine schön fiese Attacke gegen eingebildete Musiker („I am an artist, baby/ Do you know how that feels?“ ), borgt sich zwar Groove und Attitüde beim Hip-Hop, und die Truppe schottischer Trommlerinnen, die drei der zwölf Tracks voranpeitscht, kommt gut und unerwartet – aber die meisten anderen Stücke hätten auch in die 80er Jahre gepaßt Immer noch rollen Tennant und Lowe knöcheltiefe Keyboard-Teppiche aus und stellen bombastische Chor-Samples drauf, wagen Disco reinsten Wassers und klingen ansonsten wie sie selbst.

Weniger melancholisch als auf „Behaviour“ von 1990 und sanfter als zuletzt auf „Very“ verheiraten sie das Banale mit dem Coolen, das Kühle mit dem Sentimentalen und lächeln kaum je, ohne dabei die Stirn zu runzeln. Die Mehrdeutigkeit, die atmosphärische Ambivalenz dürfte das Duo auch diesmal für Leute akzeptabel machen, die Erasure schauderhaft finden Wobei es ein Irrtum war, die Pet Shop Boys zuallererst für clever und ironisch zu halten – Tennant mag noch so trocken und scheinbar distanziert singen, er ist dennoch Romantiker. Songs vom Verliebtsein (oder handeln sie doch von der Angst, alle Liebe sei hoffnungslos?), von Lust (oder doch von panischer Lebensgier?), vom Nightdubbing (oder spricht das einer, der sich langsam zu alt dafür vorkommt?). Naja, und „Se a vida e“ ist eigentlich ein schreckliches Stück Lebensfreude-Kitsch.

Noch schrecklicher ist nur, daß man tatsächlich gute Laune davon kriegen kann. Wie abgefeimt.

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