Pink Floyd :: The Dark Side Of The Moon (Immersion Box)

Monster-Karton von, ,Moon“ und Gesamtausgabe „Discovery Box“

Das 2007 unter dem Titel „Oh By The Way“ angebotene CD-Set mit sämtlichen offiziellen Langspielwerken ist ein – bis auf die Optik – vollkommen fantasielos vermarktetes Angebot, dem man nicht mal (wie noch beim „Shine On“-Box-Set von 1992) die frühen Singles auf Bonus-CD mitgab.

Die jetzt vorgelegte „Discovery Box“ (***¿) ist mehr oder weniger eine Neuauflage dieses Sets – diesmal die Pappschuber mit Originalcover, alle Songtexte und dazu eine 60-Seiten-Broschüre mit Design-Entwürfen – bekannten, berühmten, raren – aus den Storm Studios von Herrn Thorgerson. Die neuen Band-Fotos dürften allenfalls den innersten Zirkel eingeschworener Pink Floyd-Fans interessieren. Der klangliche Mehrwert hält sich sehr in Grenzen – vorausgesetzt, man ist im Besitz der jüngsten von mehreren Generationen an Remasters, die Doug Sax und James Guthrie in den letzten 20 Jahren vorgelegt haben!

Vor allem bei dem Remix von „The Dark Side Of The Moon“, den Guthrie 2003 produzierte, konnte man sich verwundert und erfreut die Ohren reiben. Am Ende von „Eclipse“ gibt es da bekanntlich diesen wahnsinnigen Weisen (besser bekannt als Roger The Hat), der uns aufklärt: „There is no dark side in the moon, really. Matter of fact it’s all dark.“ Guthrie nahm sich die künstlerische Freiheit, diese gesprochene Passage für den 5.1-Surround-Mix des SACD-Layers der Platte einfach rauszumischen. (Der PCM-Layer enthält die nach wie vor.) Dafür klingt der Hochbit-Remix – was man durch Vergleich zwischen den beiden sofort überprüfen kann – so viel besser als das PCM-Remaster, dass man leicht entgeistert durchaus fragen darf, warum die ganz normale Stereo-Fassung nicht auch von dieser kompletten Neuabmischung profitieren durfte.

In den Genuss dieser klanglich besten Version kommt nun auch, wer sich in den Besitz der sogenannten Immersion-Ausgabe von „Moon“ bringt. Die präsentiert auf dem Blu-ray-Plättchen nämlich nicht nur besagten SACD-Surround-Mix, sondern für weitere Vergleiche auch noch den ursprünglichen Stereo-Mix und den Quadrophonie-Mix von 1973, der nur kurzfristig auf LP veröffentlicht worden war. Die und ein ganz früher Mix der LP von 1972 sowie diverse Demos und Outtakes sind spannender als der ganze Tand an Fan-Memorabilia, den man in der Box sonst noch findet. Hier wird klar, was für ein Gefrickel das war, bis am Ende dieses technologisch so viele (bislang ca. 48 Millionen Käufer immerhin) faszinierende Wohlklang-Monument dastand. Das war ja nicht unbedingt von musikalisch wirklich überschießender Fantasie oder ausgesprochen poetischen Visionen inspiriert. Aber am Ende erwies sich das Ganze als größer denn die Summe der Einfälle, und produktionstechnisch war das schon ein Alan-Parsons-Kabinettstück von einsamer Klasse.

Irgendwie manövrierte sich die Band mit der LP aber beinahe auch in eine kreative Sackgasse – nicht zuletzt mit der Gefahr, vom Hauptwerk fortan immer ein möglichst perfektes Replikat aufführen zu müssen. Der erfreulich „unvollkommene“, höchst eindrucksvoll inszenierte Auftritt mit dem Album im Empire Pool in Wembley 1974, hier erstmals offiziell in hervorragendem Remix veröffentlicht, und eine 2003 produzierte Dokumentation machen auch klar, dass und warum sie mit ihrer Rückkehr zum Mythos des Ursprungs – „Wish You Were Here“ als Trauerarbeit über das Schicksal von Syd Barrett – dieser Gefahr zunächst entkamen. 

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