PJ Harvey :: Uh Huh Her

Wieder dort, wo's weh tut: Faszinierende Songs der Ausnahmekünstlerin.

Glück war für sie immer auch eine warme Knarre, selbst noch auf einem Album wie zuletzt „Stories From The City, Stories From The Sea“, das sogar Menschen gefallen konnte, die bisher kaum Gefallen an dieser Frau gefunden hatten. Als „quite ugly, quite disturbing, quite bluesy“ hatte PJ Harvey den Nachfolger im vergangenen Jahr angekündigt Was aber nur in Relation zum vergleichsweise zugänglichen Rockband-Format des Vorgängers zu sehen ist.

Verschlossen ist auch „Uh Huh Her“ nicht, nach dem schleppendschweren Auftakt mit dem durchaus programmatischen Titel „The Life & Death Of Mr. Badmouth“. Die nervösen Trademark-Riffs von „Who The Fuck?“ und „The Letter“ fassen unmittelbar ins Genick. Harvey geht wieder mal dahin, wo’s richtig weh tut. Und das macht auch eine Frau anscheinend am liebsten alleine. Nur Rob Ellis darf hier und da und gewohnt konzentriert trommeln, Head beim wieder etwas offeneren Sound helfen. Alleinunterhalterin Polly singt derweil Harmonies mit Polly, der verlorenen Schwester aus einer anderen Welt, während sich das Morgengrauen im exquisiten „The Slow Drug“ schwer atmend durch die Vorhänge schleicht In „Shame“ flüchtet sie vor der Erkenntnis in die Kopfstimme – kaum eine andere kann innerhalb eines Songs so zärtlich und so verzweifelt klingen.

In „The Desperate Kingdom Of Love“ gibt Harvey die empathische Krankenschwester, die sich noch einmal über das Bett des Todgeweihten beugt aber leider flüstern muss: „Holy water cannot help you now.“ Ein Song, den Johnny Cash leider nicht mehr singen wird „The Darker Days Of Me & Him“ lebt leise die Sehnsucht nach einem unschuldigen Gefühls-Utopia. Leider ist diesmal kein Thom Yorke zur Stelle, der sie spiegeln könnte. Aber das würde auch nicht passen auf ein Album, welches Trost nur in homöopathischer Dosierung offeriert. In Songs wie „Pocket Knife“, „The Letter“ und „No Child Of Mine“ – nur eine einfache, kurze Melodie zu synkopisch geschlagener Akustik-Gitarre – erinnert PJ Harvey übrigens immer mehr an Patti Smith. Was wohl auch der einzig angemessene Platz ist für eine Künstlerin, die ihre Ausnahmestellung in ihrer zweiten Karriere-Dekade jenseits aller Rrrriot-Girl- und Women-In-Rock-Klischees weiter manifestiert. Uh huh Her eben.

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