Popa Chubby – How’d A White Boy Get The Blues?
Ted Horowitz alias Popa Chubby schaut aus wie Dirk Bach mit einer Flying V vor der Plautze, und beide eint obendrein das Attribut „Energiebündel“. Wo der eine wie ein Kugelblitz über die Bühne fegt, rast der andere wie ein Irrwisch über die sechs Saiten. Man lasse sich also nicht vom Albumtitel täuschen, denn hier hat zwar ein white boy den Blues, den aber in der Spielart New York City Blues. Ergo geht’s hier zu wie auf den Straßen des Big Apple: hektisch, laut, rücksichtslos und schnell.
Was Popa Chubby aber vor allem von den Legionen der Retro-Blueser abhebt und interessant macht, ist sein Mut und die Experimentierfreude, das Genre um Jazz-, Funk- und Space-Elemente zu bereichern. Und sollte das den sogenannten Puristen sauer aufstoßen, so sei ihnen gesagt, dass der Blues halt kein Oldtimer ist, bei dem Originalteile das oberste Gebot sind. Nein, Popa Chubby zieht zwar den Tigerfell-Hut tief vor seinen Heroen, die da Muddy Waters, Willie Dixon, Albert King und Robert Johnson heißen, aber er veredelt ihr kostbares Erbe ingeniös und stilsicher mit zeitgenössischen Zutaten. Und das Resultat ist und bleibt dennoch Blues!
Muss noch gesagt werden, dass der kleine Dicke seine Gitarre wie einst Johnny Winter bearbeitet und dass er stimmlich der Zwillingsbruder von Captain Beefheart sein könnte. Und nicht zu vergessen hat auch Popa Chubby eine politische Mission. So konstatiert er „It’s A Sad Day In New York City When There Ain’t No Room For The Blues“ und legt auch gleich den Finger in die Wunde, wenn er Bürgermeister Giuliani beschuldigt, aus dem ehemals vor Leben strotzenden Times Square ein aseptisches Disneyland gemacht zu haben. Kurzum: Popa Chubby ist ein mutiger und intelligenter Neuerer, der den Blues endlich mal vom Jugendheim- und Kellerkneipen-Muffbefreit! Es wurde Zeit