Powderfinger Odyssey Number Five
Daheim ist das Haus längst gebaut: Powderfinger aus Brisbane wurden in Australien schon mit ihrem zweiten Album „Double Allergie“ zu Heiligen, die das Selbstbewusstsein im internationalen Vergleich stärkten und nun als bedeutsames Kulturgut gelten durften. Das war Mitte der Neunziger, als man den aus den Ruinen Seattles erstehenden Epigonen zuzuhören begann und den gebrochenen Leib des Grunge auf den Zungen der nächsten Rock-Generation zergehen ließ.
Mittlerweile können Powderfinger ihre Alben schon mal für 100 Wochen in den australischen Charts halten und streichen Platin im Dutzend ein – das Quintett um Sänger Bernard Fanning ist längst ein Großmagier im Zauberland Rock, und als gelte es die eigene Macht über die Massen zu belegen, beginnt das vierte Album „Odyssey Number Five“ mit zweimal vier Minuten wogender Intensität und hymnischer Emphase, die den eigenen Führungsanspruch eindrucksvoll belegen kann. „Waiting For The Sun“ und „My Happiness“ heißen die Lieder, zu denen man auch allein im Wohnzimmer unwillkürlich die Arme zu schwenken beginnt und sich bald in der Arena wähnt. Große Gefühle und alternative Gitarren gibt’s, adäquat verpackt von des Alternative-Rockers liebstem Produzenten, Nick DiDia, der das ganze Repertoire an leiernden Mellotrons, kreisenden Lesleys und polternden Drums braucht, um die manchmal etwas substanzlosen Visionen seiner Kunden mit dem gewünschten Leben zu füllen. Es grenzt an Alchimie.
Powderfinger befühlen das Sakrale mit jener Intensität, die Ed Kowalczyk und dessen Glaubensvehikel Live einst zur Attraktion machte, nur leider nicht so gut, nicht so ergreifend, nicht so authentisch wohl. Die Australier sehen den Himmel offen und erträumen den Flug – nur die FlügeL die bleiben angelegt. Da nützt es nichts, dass sich Powderfinger etwas anmaßend nach einem der größten Songs von Neil Young benannt haben.