Pretty Girls Make Graves – The New Romance :: Alternativen von Maik Brüggemeyer
Seattle! Die Stadt hatten wir ja fast vergessen. Mancher mag sagen, das sei so schlimm nicht, weil es ja Pearl Jam noch gibt (auch wenn die nicht mehr in Seattle, sondern in Stadien zu Hause sind) und Nirvana so nie wieder geben kann. Und wer braucht schon ein Grunge-Revival? Gibt auch keins. Pretty Girls Make Graves haben von den Karohemd- und Ballonmützenträgern höchstens die Ernsthaftigkeit übernommen, mit der sie zur Sache gehen. „Do you remember when the music meant something?“, sangen sie auf ihrem Debüt „Good Health“. Ob sie sich da auf ihre eigene Vergangenheit beziehen? Jedenfalls haben alle Bandmitglieder zuvor schon in anderen, mehr oder weniger bekannten Gruppen wie Death Wish Kids, Murder City Devils oder Bee Hive Vaults gespielt. Ob man die kennen muss? Nein. Ob man Pretty Girls Make Graves kennen muss? Sollte man nach dem zweiten Album “ The New Romance“auf jeden Fall. Irgendwo zwischen Emo Core und Punk haben sie dieses Mal stärker als beim Debüt ihre Popsensibilität nach vorne gestellt. Sich umkreisende Gitarrren, ein Sinn für Dramatik und die Wandlungsfähigkeit von Andrea Zollos Stimme machen hier jeden Song zur Hymne. Fast kein Ausfall wenn einen gewisse Emo-Soundklischees nicht stören. Ihren Bandnamen dürften Pretty Girls Make Graves sich nicht vom gleichnamigen Smiths-Song, sondern aus Jack Kerouacs „Dharma Bums“ geborgt haben, denn britisch ist das alles nicht. Aus der Referenzkiste kramen wir ohne viel Mühe Sleater Kinney. (matador/beggars)