Public Enemy :: Revolverlution

Es braucht nicht wirklich eine ganze Nation, um sie zurückzuhalten

Ain’t that a bitch, äh Bush. Wenn die meisten Amerikaner vor der Achse des Bösen zittern und sich schafsköpfig um Flagge und Präsident scharen, können einen gerappte Tiraden wie „Son Of A Bush“ ziemlich schnell zum Staatsfeind Nummer eins machen. Und schon sind Public Enemy am Ziel. „Effed be the last name“, zischt Chuck D dem „Führer der freien Welt“ zu und ereifert sich zu polemischer Höchstform. Das würde Habermas zwar nicht gerade als Idealausprägung von politisch korrektem, „herrschaftsfreiem Dialogs“ einstufen. Aber es zündet, polarisiert und bohrt mit der Uzi-Attrappe in die Wunden einer US-Öffentlichkeit, die ihren George W. ohne den 11. September vermutlich längst in die Kerker von Bagdad gewünscht hätte.

Nach Jahren der selbstgewählten Bedeutungslosigkeit, in denen PE-Mitglieder einem Möllemann noch Lehrstunden in Antisemitsmus hätten geben können oder sich Chuck D auf einmal verbal gegen den Missbrauch angehender NBA-Basketballmillionäre engagierte („He Got Game“), ist „Revolverlution“ ein Zeichen der Besserung. Aber die „wichtigste Band des Planeten“ (Bono) bleibt von einstiger Relevanz trotzdem weit entfernt.

Das chartsorientierte „Give The Peeps What They Need“ klingt, als ob Dr. Dre persönlich an den Reglern gehockt hätte. Flavor Flavs „Can A Woman Make A Man Lose His Mind“ bettelt um Asyl in , Natürlich schneidet der atavistische Sirenensound immer wieder durch die insgesamt acht neuen Tracks. Das macht sie zwar unverkennbar, aber noch nicht originell. Das fallt vor allem deshalb so krass auf, weil das neue Material den direkten Vergleich mit Klassikern wie JFight The Power“, „Uzi“ oder „Welcome To The Terrordome“ in Hochenergie-Liveversionen aushalten muss. Dazu gibt’s noch ein paar Gesprächsfetzen (lustig: das Telefongespräch, das zu „Burn Hollywood Burn“ führte) und vier Remixe, dürftige Gewinner eines Montagewettbewerbs zwischen PE-Fans aus aller Welt Wenn zum Beispiel die Jeronimo Punks aus Buenos Aires in „Public Enemy #1“ irgendwie die Brücke zu Diego Maradona finden, ist das Bullshit, äh Bushshit.

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