Punch – Drunk Love von Paul T. Anderson :: (Start 17.4.)

Adam Sandler ist erst mal keine Empfehlung, sogar wenn er in einem Film von Paul Thomas Anderson mitspielt. Auch hier steht er wie üblich meist herum und sagt hölzern seine Sprüche auf. Selbst die Story hätte zu einem seiner bescheuerten Filme gepasst. Ein einsamer Neurotiker mit sieben Schwestern gerät durch den Anruf einer Telefonsexnummer an eine Erpresserbande, vermasselt das Rendezvous mit seiner Traumfrau, reist ihr nach Hawaii hinterher und findet sein Happy End. Für Hollywood wäre das aber letztlich wohl doch zu seltsam.

Anderson beginnt mit einer unglaublich surrealen Sequenz, die allenfalls mit David Lynchs „Lost Highway“ zu vergleichen ist. Sandler sitzt in der Ecke einer Lagerhalle an einem fast leeren Schreibtisch, der von einer kleinen Lampe beleuchtet wird. Er telefoniert einmal, verharrt ansonsten aber im Schweigen.

Dann steht er auf, in der Hand eine Thermoskanne, und tritt ins Dunkel. Er öffnet die Tür, gleißend dringt Sonne herein. Es ist Morgendämmerung und still. Lange steht Sandler reglos da und blickt die Auffahrt herunter, als auf der Straße plötzlich mit einem kurzen heftigen Knall ein Auto ins Schleudern gerät. Eine Sekunde später hält ein Kleinbus, eine Schiebetür geht auf und jemand stellt ein Harmonium auf den Asphalt. Danach ist es wieder still. Nach einer Weile trottet Sandler zu dem Instrument und betrachtet es irritiert. In diesem Moment donnert ein Truck vorbei.

Einen größeren Schock hat man nur selten im Kino erlebt. Und „Punch-Drunk Love“ erweist sich auch im weiteren Verlauf als audio-visueller Geniestreich, der Alltägliches mit Absurdem konterkariert, Gefühle mit Groteskem überhöht und so Sandlers Charakter Barry kommentiert. Es klingt wie eine Endlosschleife, als ein Angestellter seiner Firma sieben Mal hintereinander über eine Sprechanlage ankündigt, seine Schwester sei am Apparat Wenn er ziellos an den bunten Waren eines leisen Supermarktes vorübergeht und Kühltruhen öffnet, schwillt quälendes Brummen an. In Lenas (Emily Watson) Beisein ertönt kakophonische Percussion. Und mit dem Telefonsexbetreiber (Phillip Seymour Hoffman) steigert er sich in ein Schreiduell an Beschimpfungen.

Er ist ein verkrampfter Simpel, der unter dem Geplapper seiner Schwestern („Wir nannten dich Schwuler“) leidet und Aggressionsanfälle hat. Er kauft Paletten mit Pudding, um Bonusmeilen für einen Flug zu erhalten, und verkauft so genannte „Spaßglocken“, die unzerstörbar sein sollen. Sandler, der keine Eigenschaften hat und ein Gesicht wie ein Elch, ist dafür die perfekte Besetzung. Anderson gelingt es mit seinem faszinierenden, kunstvollen Crossover sogar, diese Tragikomik spürbar zu machen.

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