Putins Briefkasten :: von Marcel Beyer

Marcel Beyer erweist sich in seinem neuen Buch als Grenzgänger zwischen den Textsorten und Sprachen, die unter seiner Federführung plötzlich wieder wild und gefährlich werden. „Putins Briefkasten“ versammelt essayistische und erzählerische Beiträge, die der seit 1996 in Dresden lebende Schriftsteller in den vergangenen Jahren in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht und nun zu acht Recherchen zusammengefasst hat. Darin geht er auf Reisen seiner Neugier nach dem Osten der Republik nach, er belegt die Präzision des Poetischen anhand eines Imkerhandbuchs, begibt sich auf die Spuren von Malern, Schriftstellern und Musikern und gibt Auskunft über eigene, zum Teil abgelegene künstlerische Vorlieben. „Für die Dinge, die mich brennend interessieren, begeistern sich außer mir nur Menschen, denen ich nie persönlich begegnet bin.“ Ob er dabei von Robert Wyatts „Shipbuilding“, einem Stillleben von Pieter Claesz, von Vogelbälgen oder einer Erzählung von Zygmunt Haupt spricht, stets verknüpft er seine Beobachtungen mit Reflexionen zum eigenen Schaffen, mit Poesie und Zeitkritik. Und wie Beyer die auf den ersten Blick vielleicht entlegen erscheinenden Themengebiete miteinander in Einklang bringt, das ist wirklich famos – ein stilistischer und gedanklicher Genuss. (Suhrkamp, 8,99 Euro) Alexander Müller

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