Radioland :: Das All-Star-Projekt mit Jim Kerr entfaltet einen subtilen Zauber
Im Grunde hat man ja schon keine Lust mehr, ein Album zu hören, wenn hinter jedem Titel mit dem blöden Wort „featuring“ ein Gastbeitrag angekündigt wird, weil dann oft nur der übliche Tribute-Kram folgt. Und in den ersten Momenten fühlt man sich hier auch ein wenig wie in der seichten Radiolandschaft, in der Petitessen-Pop à la Marit Larsen dauersäuselt. Aber nach einigen Stücken entfaltet das Debüt von The Dark Flowers einen subtilen, sinistren Zauber.
Hinter dem vermeintlichen All-Star-Projekt steckt der englische Produzent Paul Statham (Dido, Kylie Minogue), der „Radioland“ als eine Art Soundtrack zum Buch „The Motel Chronicles“, der Autobiografie des Schauspielers und Dramatikers Sam Shephard, angelegt hat. Dafür lud er eine Handvoll Sängerinnen und Sänger ins Studio, um seinen behutsam tippelnden Electronic-Beats, Gitarren- und Banjo-Klängen eine melodische Struktur zu geben. Am besten gelingt das Jim Kerr von den Simple Minds, der kraft seiner sonoren Stimme den ansonsten eher blässlichen Stücken einen gewissen Wiedererkennungswert verleiht. Manche Songs wirken jedoch gerade in ihrer Einfachheit betörend, etwa in dem von Shelly Poole unendlich zart gesungenen „All The Time Running“. Oder wenn Catherine AD in „Aim For The Heart“ zwischen Beth Gibbons und Polly Jean Harvey balanciert.
Am Ende weiß man nicht genau, was hier gespielt wird: die genial somnambule Fahrstuhlmusik eines Brian Eno oder die hübschen Banalitäten von The Corrs? Möglicherweise eine Unentschlossenheit, die nur Soundtracks ohne Film eigen ist. (Lojinx/ Alive) Max Gösche
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