Rage Against The Machine

Evil Empire

Rage Against The Machine stellen sich mit klarer Selbstgerechtigkeit auf die "richtige Seite", auf der man nicht mehr viel falsch machen kann.

Natürlich ist gute Pop-Musik immer politisch: Meistens allerdings auf eine indirekte Weise. Kleidung, Sound und das Benehmen sind mindestens so wirkungsvoll wie direkte politische Aussagen. Darüber hinaus haben diese Stilmittel den Vorteil, nicht eindeutig kodiert und damit für die Mainstream-Öffentlichkeit schwer zugänglich zu sein. Der Protestsong dagegen, die eindeutige politische Aussage, fuhrt nicht selten zu Talkshow-Einladungen: Man nimmt damit irgendwie teil am „großen Diskurs“, wenn auch vielleicht nur am Katzentisch. Durch HipHop hat die direkte politische Aussage in den letzten Jahren wieder Boden gewonnen: Auch Rage Against The Machine profitieren davon.

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Denn wovon bzw. wogegen hier gesungen wird, darüber besteht von Anfang an kein Zweifel. Drei Jahre nach ihrem Debüt-Album bezieht die Band noch entschiedener Stellung. Das beginnt schon beim Ronald-Reagan-Zitat im Titel. Der Sänger und Texter Zack De La Rocha beschäftigt sich allein in drei Songs mit einem konkreten Thema: Dem Kampf der mexikanischen Bauern gegen die Abhängigkeit von Großgrundbesitzern. In „Without A Face“ bebt der Sänger vor Haß, wenn er beschreibt, wie Früchte mit DDT „vergewaltigt“ werden, um den „Profit der Bourgeoisie“ zu sichern. „Bulls On Parade“ macht sich über die U.S. Army lustig, „Vietnow“ ist eine Haßtirade auf das Radio und seine politisch immer weiter nach rechts driftenden Talkshows. Alles richtig: Aber wo soviel gute Gesinnung herrscht und korrekt Feinde definiert werden, da gibt es nichts mehr zu reden.

HipHop thematisiert Widersprüche; Rage Against The Machine stellen sich mit klarer Selbstgerechtigkeit auf die „richtige Seite“, auf der man nicht mehr viel falsch machen kann.

Musikalisch herrscht Rap-Rock: eine Mischung aus Led Zeppelin und den frühen Beastie Boys, die auch schon mal frischer klang. Trotz aller Versuche, technisch und musikalisch an Cypress Hill und die Red Hot Chili Peppers anzuknüpfen, bleibt doch der Eindruck einer für Protestsongs nicht untypischen Monotonie.

Flüstertüten-Rap. Demo-Rock. Unterschriftenlisten-Musik.