Red Hot Chili Peppers – Mother’s Milk :: EMI

Am Anfang war weder Zücker noch Magie, aber Blut und Sex flössen sicher in Strömen während der ersten down-and-dirty-in-Hollywood-iahre der Red Hot Chili Peppers. Umso bedauerlicher, dass vor Redaktionsschluss die bandhistorischen Liner Notes nicht ankamen, die Bassist Flea für die Neu-Edition der vier EMI-Alben geschrieben haben soll und die sicher vieles von dem klären, was Anthony Kiedis‘ Songtexte („I like to make you come to the rhythm of the drum“) metapoetisch unkonkret lassen.

Wenn die Chili Peppers auf der Bühne die Schwänze rausholten, hatte das 1984 wohl noch einen erotischen Uberraschungseffekt, offenbar sogar einen musikalischen: Es war die Zeit, als (zumindest in Europa) die Oberkellner von Level 42 als Speerspitze des Funk-Crossovers galten. Dass die EMI trotzdem nur den Teil des Chili Peppers-Werkes besitzt, der im Rückblick überflüssig erscheint, weiß jeder. Die Platten waren immer erhältlich, die remasterten, um unveröffentlichte Demos und Live-Takes ergänzten Re-Issues zwingen nicht zur Neubewertung.

„The Red Hot Chili Peppers“ (2,0 ) von 1984 macht am wenigsten Freude, bleibt die zerfahrenste und lahmste Platte. Dafür stützen die fünf Bonus-Tracks die schwer verifizierbare These, die Chili Peppers seien schon damals eine tolle Live-Band gewesen: Das öde schlurfende „Green Heaven“ zum Beispiel ist in der Demo-Version ein hopsender Triumph. Rick Rubin, so schwant einem, hat bei den „Blood, Sugar… „-Sessions einfach nichts gemacht, während Gang Of Four-Gitarrist Andy Gill das Debüt blindlings als Achtziger-Rock-Produktion konzipiert hatte.

Der als lustiger Mischpultmann immer gern genommene George Clinton kapierte ebenso wenig, drallte die Band in Richtung Großraum-Funk. Immerhin mit dem Erfolg, dass „Freaky Styly“ (3,0) von 1985 den Zeittest besser bestanden hat als vieles, was Prince damals so gemacht hat. Die Band (Kiedis und Flea sind bekanntlich die einzigen, die auf allen vier dieser Platten dabei sind) spielt raffiniert in die Lücken der Bläsersätze, demonstriert Toilettenwand-Humor. Auf „The Uplift Mofo Party Plan“(2,5) von 1987 klingt die Band erstmals trocken und pointiert, mit schwachen Stücken und einem erbärmlichen Dylan-Cover allerdings. Bill-Laswell-Freund Michael Beinhorn produzierte 1989 auch „Mother’s Milk“, die Band steht in der heutigen Besetzung, liefert die Skizze zum Großwerk, und Kiedis schafft es nach langen Mühen, im fantastischen Weltraum-Funk „Subway To Venus“ wie James Brown zu klingen.

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