Red Red Meat – There’s A Star Above The Manger Tonight

Da leuchtet ein Stern über der Krippe, heute nacht. Putziger Titel für das Album einer Band, die ansonsten so putzig ist wie eine hungrige Hyäne. „There’s A Star Above The Manger Tonigkt“ heißt das vierte Album von Red Red Meat, und mit Ausnahme des Titelsongs, der als anrührend geleierte Bluegrass-Nummer zur Aufführung gebracht wird, hat das Quartett aus Chicago seine Variation vom Blues diesmal noch ein wenig radikaler ausformuliert.

Weiterhin gibt es eine Nähe zu jenen amerikanischen Underground-Bands, die sich ihre Scheibe vom Blues abgeschnitten haben. Zu den rhythmisch besessenen House Of Freaks zum Beispiel oder zum R’n’B von Royal Trux, in dem die Riffe ineinanderlaufen wie Tusche in einer Aquarellzeichnung. Doch die Songs von Red Red Meat, das zeigt das neue Album deutlicher als alle anderen zuvor, unterliegen einem strengen Formwillen. Der Rausch, der dabei entstehen kann, wenn man alle Instrumente gleichberechtigt so behandelt, als gehe man damit auf Treibjagd, ist auch hier ein wichtiger Impetus. Unüberhörbar jedoch, daß dieser Obsession ein Kalkül zugrunde liegt Red Red Meat kennen nicht nur die perkussive Wucht des Blues, sondern auch die abstrakten Rhythmus-Cluster des Krautrock.

Interessanterweise kann Feedback-Heini Rick Rizzo, der sich auf dem neuen Album seiner eigenen Formation Eleventh Dream Day zu starke Selbstbeschränkung auferlegt hat, hier als Gastmusiker seine Gitarre so machtvoll spielen wie lange nicht mehr. Das Instrumental „Paul Pachal“, zweifellos ein Höhepunkt des Albums, ist der Traum amerikanischer Noise-Rocker vom Can-Klassiker „You Doo Right“. Der Song kulminiert in Rizzos schneidendem Feedback, das wahrlich unter die Haut geht.

Rotes rotes Fleisch, eben.

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