Regimentsnummer 68er :: Buch des Monats: „Die Legende vom LSD“ – Günter Amendt entzaubert den Acid-Trip

War es einstmals durchaus auch wissenschaftlicher Usus, die eigene Trip-Erfahrungen in den Mittelpunkt zu stellen, geht Amendt den anderen weg. Vielleicht um nicht als Acid-Apologet abgestempelt (oder gar indiziert zu werden), stellt er mit der Akribie und der Objektivität des Kulturhistorikers dar, was man über LSD wissen kann, von seiner Entdeckung durch den Schweizer Chemiker Albert Hofmann, der Sakralisierung durch Timothy Leary bis zum totalen Forschungs- und Herstellungsverbot 1966.

Amendt warnt vor den Gefahren, gibt ein paar Verbrauchertipps (im Wissen, dass es in diesen Zeiten, die „Wachsamkeit und absolute Realitätstüchtigkeit“ verlangen, keinen Markt mehr für LSD gibt), versucht die ästhetischen und kulturellen Auswirkungen zu taxieren, vor allem in der Mode und in der Musik, und räumt mit dem einen oder anderen Ammenmärchen auf – etwa dem, dass die Computerrevolution ohne die angesäuerten Haight-Ashbury-Köpfe gar nicht stattgefunden hätte (das Kommunikationsbedürfnis des Militärs wird dabei nämlich völlig unterschätzt).

Erst im Nachwort gibt er sich selbst dann als einer mit der „Regimentsnummer 68er“ zu erkennen und beschreibt sehr zurückhaltend, beinahe scheu, seine eigene Expeditionen ins Innere. Eigentlich beschreibt er gar nicht den Trip selbst, weil er bezweifelt, dass „LSD-Erfahrungen überhaupt vermittelbar sind“, sondern die Begleitumstände. Ein bisschen weniger Diskretion hätte man sich gelegentlich gewünscht – andererseits ist es ja gerade der ungebremste Bekenntniseifer seiner Zeitgenossen, der es nicht immer einfach macht. (Zweitausendeins, 12,90 Euro)

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates