Reinhard Kleist – Havanna
„Havanna“ von Reinhard Kleist ist eine Art ausgearbeitetes Skizzenbuch einer vierwöchigen Kuba-Reise. Dass Kleist in dieser kurzen Zeit vor allem einen touristischen Blick kultiviert, weiß er selber ganz gut. „Pittoreske Armut“, viel mehr bekommt auch er als kritischer Sympathisant nicht aufs Blatt, wie der „Maximo Lider“ ihm in einem der kleinen erdachten Zwiegesprächen vorhält, aber die immerhin sehr detailfreudig, mit einem Gespür fürs Situative, Atmosphärische und fürs sprechende Ambiente. Allerdings nichts vom Gesundheits- und Bildungswesen, der fortschrittlichen Energiewirtschaft, dem sozialen Netz, „wie soll man das denn bitteschön zeichnen?“, verteidigt sich der Autor, und so hat er zumindest mal davon gesprochen. Einen guten Einblick in das karge, bedrückende, zugleich vitale Alltagsleben vor allem der Hauptstadt verschaffen die Dialoge mit den Einheimischen. Hier ist der Comic als Medium der Reportage am funktionalsten, hier verbinden sich Sprache und Bilder auf ureigene, durch keine andere Kunstform zu ersetzende Weise. (19,90 Euro)