REPLAYS1 :: von Franz Schöler

Bevor David Arthur Jones unter seinem Pseudonym DAVID BOWIE die Solo-Karriere begann, hatte er schon reichlich Klinken geputzt und unter diversen Bandnamen für knapp ein halbes Dutzend Finnen Singles aufgenommen (zu finden auf dem Sampler £arly On 1964 -1966% In den folgenden Jahren, die jetzt ganz vorzüglich dokumentiert sind mit den 27 Aufnahmen von „The Dream Anthology 1966-1968“ (Deram 844 784-2), war er zwar auch nicht wesentlich erfolgreicher. Aber während dieser Zeit entschied er sich dafür, es mal mit „Top-Ten-Müll“ (O-Ton Bowie) zu versuchen und Songs wie „I Love You Till Tuesday“ und „Space Oddity“ aufzunehmen. Für Bowie-Fans wegen der exzellenten Überspielungen und knapp 78 Minuten Spieldauer zweifellos ein unverzichtbares Sammlerteil. 3,0

Muscle Shoals-Legende EDDIE HINTON, als Gitarrist und Komponist auf vielen Soul-Klassikern zu hören, wollte 1978 auch eine Solo-Karriere starten. Aber damit sollte es nicht klappen, und weil das Label pleite ging, ist die ewig verschollene LP „Very Extremely Dangerous“ (Capricorn Classics 31 536 111-2/PMS) erstmals wieder auf CD zu hören. Die Höhepunkte sind hier immer noch die Ballade „I Got The Feeling“, das an beste Sam 8C Dave-Zeiten erinnernde „Brand New Man“ und „We Got It“, wo er mehr denn je wie Otis Redding klang. 3,0

Was die sprichwörtlichen „Propheten im eigenen Lande“ betrifft: Von der Krautrock-Legende AMON DÜÜL 2 gibt es neuerdings auch das definitive 4-CD-Box-Set mit dem phantasievollen Titel „3 Jahrzehnte Amon Düül 2 (1968 -1998)“ (eastwest 0630-19740-2: viele Tief- und Höhepunkte dieses Ensembles, begleitet von teilweise erschütternd provinziellen und auch ziemlich doofen Liner Notes (alles nur Englisch wie „Munich – the home of the German revolution“, und alles ganz ernst gemeint). Der größenwahnsinnige, jedoch des Englischen kaum mächtige Autor der Liner Notes behauptet allen Ernstes, gegenüber Amon Düül II seien Can, Kraftwerk, Tangerine Dream usw. nur „maids in waiting“! Kein Kommentar.

Klanglich optimal restauriert hat Universal B. B. KINGs Blues-Klassiker „Live At The Regal“ (MCAD-11646) endlich in bislang unübertroffener Hochbit-Uberspielung wiederveröflfentlicht Die Erstauflage war eine einzige Zumutung! Jetzt klingt derselbe Mitschnitt, der eine ganze Generation weißer Blues-Adepten nachhaltig beeindruckte, besser noch als auf der „Gold“-CD von Mobil Fidelity. 4,0

Ebenfalls ein „Meilenstein“ mit weitreichenden Folgen – jedenfalls in der Hard Rock/Heavy Metal Gemeinde – war das DEEP PURPLE-Opus „Machine Head“, das ein Vierteljahrhundert später auf zwei CDs sowohl in einer Remaster- als auch in einer komplett neu produzierten Remix-Fassung wiederveröffendicht wurde. Letztere ist so gewöhnungsbedürftig wie auch die Quadro-Remixes diverser Songs. Nur ändert das – auch wenn es Vinyl-Freaks und alle Verfechter von „historischem Originalklang“ vielleicht nicht wahrhaben wollen – nichts an der Tatsache, daß die Remixes die klanglich überlegene Version sind (EM8595062). 4,0

Die von Sony neu „SBM“-prozessierte Edition von BOB DYLANs Box-Set-Klassiker „Biograph “ (Columbia C3K 65298) läßt die erste von 1985 so „alt aussehen“ (sprich: vergleichsweise so unglaublich schlecht klingen), daß man eigentlich jedem gratulieren muß, der sich jetzt erst diesen Bestseller in der klanglich optimierten Gestalt zulegt. Im nächsten Monat kommen wir mit einem längeren Beitrag zum Thema Remastering-Manie unter anderem auch auf „Biograph“ und das gleichermaßen fabelhaft „überholte“ Dylan-Set „The Bootleg Series Vol. 1-3“ zurück. Bis dahin „Time Out Of Mind“ hören! 5,0

Fürs längst überfällige SIMON & GARFUNKEL-Box Set „Old Friends“ (Columbia C3K 64 780) wurden von den ersten drei Studio-LPs die 4-Spur-Session Master neu abgemischt, „Bookends“ Track für Track im Klang neu ausbalanciert und „Brigde Over Troubled Water“ mit doppelt so „lautem“ Pegel – in der schon mal für die „Mastersound“-Version produziertem Remaster-Edition überspielt. Neben einer raren Single-B-Seite findet man über drei CDs verteilt zehn unveröffentlichte Live-Mitschnitte sowie eine Handvoll Demos und Outtakes. Mehr hat der perfektionsbesessene Paul Simon offenbar nicht an Studio-Raritäten im Columbia-Archiv hinterlassen. Auch Roy Halee soll den „moderner“ klingenden Remixes (tua. deutlich reduzierter Hall!) seinen Tonmeister-Segen gegeben haben. Also muß man diese Edition wohl als die Definitive betrachten, -k-kick „Definitiv“ ist im Fall von RAY CHARLES‘ Box Set „Genius & Soul – The 50th Anniversary Collection“ (Rhino R 2 72859/contraire-Import) vielleicht das falsche Adjektiv, „ultimativ“ das passendere, weil der Mann ja noch lebt, musiziert und nicht ans Sterben denkt. Nachdem Rhino letzthin ein gutes Dutzend LPs seiner Atlantic- und ABC-Jahre einzeln oder als „twofers“ wiederveröffentlichte, ist diese 5-CD-Box – lizensiert wurden Aufnahmen von all seinen Plattenfirmen! – in puncto Song-Auswahl, Klangqualität und Ausstattung schlicht exemplarisch: ein Traum von SammlerteiL Da darf das „definitive“ Set gern noch länger auf sich warten lassen! 5,0

Das defintive Sammlerteil für den jüngeren PIXIES-Musikfreund ist bereits da: „Death To The Pixies“ (4AD/RTD) ist ein Best Of samt einer Live-CD, das noch einmal exemplarisch die Urgewalt von Black Francis vorführt. Bei der Auswahl konnten kaum Fehler gemacht werden – die zentralen Songs von „Surfer Rosa“, „Doolittle“, „Bossanova“ und dem Mini-Album „Come On Pilgrim“ sind dabei. „Planet Of Sound“ hätte man sich komplett sparen können. Wie recht eigentlich auch diese Sammlung: Der Bekehrte braucht sie nicht, kauft sie aus Sentimentalität aber trotzdem; der Ahnungslose sollte gleich die essentiellen Alben kaufen. Siehe auch die „Meilensteine der Achtziger“. Für „Death“: 3,0

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