Right Thoughts, Right Words, Right Action :: Schottischer Müßiggänger-Pop mit der richtigen Einstellung

Zu Beginn stellt sich eine Kardinalfrage, die alle schönen Künste gleichermaßen angeht: Wird das Werk von Männern um die 40 automatisch mittelmäßig bis uninteressant, wenn es nicht von schweren Sinnkrisen oder Süchten gefährdet war? Muss man zwischenzeitlich absteigen, um dann die Narben des Lebens vorführen zu können? Ohne Täler keine Berge? Das schottische Weltbürger-Quartett Franz Ferdinand hat jedenfalls bis heute keine existenziellen Filmrisse im Programm. Im Gegenteil. Ihre „Right Action“, die den Auftakt zum vierten Album macht, klingt wieder unverschämt gut drauf. Mit einer funky Basslinie wie beim „Electric Dog“ von George Clinton, einem „düdüdüüh“-Chorus und allerlei treibendem Gitarrengeschrammel.

Die richtige Aktion der Masterminds Mc Carthy und Kapranos heißt Mod-Party auf der Dachterrasse. Geistreiche Gespräche („The Universum Expandend“) und wilde Rocker-Tänzchen in geschmackvoller Umgebung („Love Illumination“) inklusive. Das schwarz-rosa Albumcover mit seinen etwas krumpeligen Pfeilen und der holzschnittartig-analogen Typografie erinnert an die BBC-Musikshow „Ready, Steady, Go!“ aus den Sixties. Eine in swingender Bühnenoptik vorgeführte, überaus britische Kunstform, die Franz Ferdinand ohne großes Gedöns ausbauen. „Fuck Art, Let’s Dance“ hieß das entsprechende Motto in den Achtzigern. Stets vorgeführt mit gebotener Sophistication.

Zum Karrierebeginn um 2003 herum waren Franz Ferdinand mit „Take Me Out“ eine Discoversion von Gang Of Four; auf der Bühne mit gestärkten Hemden in Rot, Blau und Gelb. Ein Jahrzehnt später sind sie so etwas wie Powerpop für gebildete Stände geworden. Müßiggänger with attitude. Ich kann daran wirklich nichts Schlimmes finden, zumal sie in diesem Metier weiterhin die Besten sind. Wenn „Bullet“ mit Schmackes voranhoppelt oder zu „Treason! Animals“ die Orgel mächtig orgelt, dann sind sie verdammt altmodisch. Doch das sollte nicht nur Existenzialisten oder Stadionrock-Opfern erlaubt sein.

(Domino) RALF NIEMCZYK

The Rides

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates