Robbie Robertson – Contact From The Underworld Of Red Boy :: Capitol/EMI

Wäre er nicht Rockstar geworden, pflegt Robbie Robertson bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu versichern, dann ganz bestimmt Aktivist für die indianische Sache. Da nickt Sting, Brando rülpst zustimmend, und Elfriede Janowski, die ihren letzten Urlaub dazu genutzt hat, Pueblos in New Mexico zu besichtigen und davon „total fasziniert“ war, findet das „total spannend“. Mit Musik, sagt Elfriede, hat sie eigentlich nichts am Hut, aber sie hört sehr gern „diese CD-Box mit Stammesgesängen aus Ostafrika“, weil man dazu „total gut“ meditieren könne. Überhaupt finde sie diesen „Coca-Cola-Imperialismus zum Kotzen“, man müsse „sich doch öffnen für fremde Kulturen“, es gebe doch so viel „total aufregende Musik“, zum Beispiel auch in Madagaskar.

Dort war Elf riede erst neulich. Eine Woche, über Weihnachten. Um dem Streß zu entgehen. „Dieser Geschenke-Wahn, sag ich mal, ödet mich sowieso total an.“ Die Sonne habe ihr gutgetan und die Menschen seien „total unkompliziert“ gewesen. Elfriede wird sich fünf oder sechs CDs kaufen in diesem Jahr. Oder schenken lassen. Darunter „Contact“. Der Sänger, wird sie die Anschaffung ihrer Freundin Sabine erklären, sei zwar Amerikaner und habe früher Rockmusik mit Bob Dylan gemacht aber er sei ein halber Mohikaner, engagiere sich ganz doll für sein Volk, und die Musik sei einfach „total entspannend“. Sabine wird hinhören und befinden, die Musik habe etwas „irgendwo Friedliches“, sei jedoch „irgendwie synthetisch“ und klingeihr halt doch ein wenig „zu sehr nach Ami-Pop“.

Robertsons Plattenfirma drückt es anders auch und faselt im Pressetext entlarvend von einer „clubkompatiblen, spirituellen Daseinserfahrung“. So existenriell wie discotauglich! Unfair wäre, die Dummheit von Elf riede und EMI dem Künstler zur Last zu legen. Robbie Robertsons Motive sind fraglos lauter, seine Sounds elaboriert und nicht selten von hypnotischer Präsenz, so etwa auf „Unbound“ oder „Rattlebone“. Vieles auf „Contact“ ist indes Mantra-Mukke, salbungsvoll, mystelnd. In „Peyote Healing“ geht es, Castaneda-Fans, aufgepaßt!, um ein Bekenntnis zu Halluzinogenen. Legalise it!

Freilich nicht etwa einfach nur so, zum Abheben. Es geht um Höheres, um „indianische Prediger“, die „in die Illegalität gedrängt werden, weil sie rituelle Drogen nehmen, um mit ihrem Schöpfer in Kontakt zu treten“. Hugh, Robbie hat gesprochen.

Dazu groovt es und plätschert es. Howie B hat gemixt, Tim Drummond Knöpfe gedreht und Nellee Hooper jede Menge Regler geschoben, immer hart im Rave-Wind und spirituell voll abgefahren: Ethno-Trance halt. „Contact Front The Underworld Of Red Boy“ ist eine Platte für Menschen, die David Byrne dafür preisen, daß er Brasilien für sie entdeckt hat.

Sie haben eine Schwäche für Rothäute? Ich empfehle Floyd Wester.

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