Robert Downey Jr – The Futurist
Natürlich wird man die erste I Platte von Robert Downey Jr. nach Bekenntnissen durchsuchen, nach Seelenschau und Schmerzverarbeitung. Schließlich konnte man hier fast zehn Jahre lang eine sukzessive öffendicher werdende – und jetzt offenbar zu Ende gehende -Drogenkarriere beobachten, und am Ende einer solchen Res publica muss der allgemeinen Auffassung nach die Sühne stehen, die Absolution, die Wiedereingliederung.
Doch das Anliegen des Debütalbums von Robert Downey Jr. ist nicht die – obschon viel thematisierte – Biografie, sondern die Musik. Die hatte der gefeierte Schauspieler nämlich schon im Sinn und auf seinem Klavier, bevor die Leinwandkarriere begann. Zusammen mit seinem Superfreund und Helfer in allen Lebenslagen, dem Komponisten und Produzenten Jonathan Elias, nahm Downeyjr. jetzt einige Lieder aus seinem offenbar umfangreichen Repertoire auf.
Unterstützt von Studiogiganten wie Gregg Bissonette, Mark Hudson und Charlie Haden inszeniert Downey Jr. seine an Barpiano und Jazz-Harmonik geschulte Musik recht groß, elaboriert und immer musikologisch einwandfrei. Doch bei aller Kompatibilität zum momentan gern gemochten Pop-Jazz ist „The Futurist“ keine Platte, die man schnell zu fassen kriegt; so komplex, wie einem der Interpret selbst vorkommt, so komplex changieren diese vielschichtigen, streckenweise sehr eigenwillig komponierten Lieder und umgehen dabei mit vertrackter Akkordik jeden schnöden Standard. Downey jr. klingt manchmal wie ein verkaterter Dave Matthews, manchmal wie ein leichtfüßiger Marc Cohn, ist dabei aber immer nah an einem ganz eigenen Ausdruck.
Irgendwo in den meist vier- und fünfklangfarbigen Liedern ist darüber hinaus eine kleine Note von altem britischen Prog-Rock versteckt: ein bisschen Pink Floyd in „Kimberly Glide“, eine kleine Erinnerung an Peter Gabriels gedrückten Gesang – und ein Duett mit Jon Anderson in dem Mix-Cover aus Yes‚ „Your Move“ und Lennons „Give Peace A Chance“. In jedem Fall überraschend!