Robert Earl Keen – Walking Distance :: Arista / Aris

Während sein alter Front Porch-Buddy Lyle Lovett liebevoll Ahnenpflege betreibt, blättert Robert Earl Keen unverdrossen weiter im eigenen Songbuch. Kurze, aber entschlossene Blicke über den Rand desselben gehörten dabei ja schon immer zum Repertoire des Texaners aus Bandera. „Travelin‘ Light“ von Peter Case und Bob Neuwirth, diese ebenso muntere wie traurige Hymne auf Rast- und Wurzellosigkeit, ist in den richtigen Händen bei einem Mann, dessen bekanntester Song kaum zufällig „The Road Goes On Forever“ heißt.

Norman Blakes folkige „Bonnie & Clyde“-Variation „Billy Gray“ (der allerdings von seiner Bonnie namens Sarah überlebt wird) ist dann Auftakt zu einem kleinen Keen-Zyklus auf der „road to no return“: Schnappschüsse vom Unterwegssein, von der Flucht, um vielleicht doch noch bei sich selbst anzukommen, irgendwann. Da ist der Gestrauchelte, der vom „New Life In Old Mexico“ träumt. Die so einsame Seele, die in Carolina nur noch „Let me reach Tennessee“ flehen kann.

Kommt Keen bei sich selbst an, gehen ihm glatt die Bilder aus – oder es stellen sich nur die zu vertrauten ein. „I’ll Be Here For You“: Da fallen natürlich Sterne vom Himmel. Und die Schwingen, sie wollen nicht in die Lüfte tragen. „Down That Dusty Trail“ ist immerhin noch ein schönes Stück Coming of age.

Weihnachtsmüde hält Keen auf „Walking Distance“, das Co-Produzent Gurf Morlix (Lucinda Williams) auf gehobenes Roots-Format gebracht hat, mit einem kräftig-kruden „Happy Holidays Y’All“ wach. Und mittendrin wartet deftiger Texas-Humor mit „That Buckin‘ Song“. Markanter Textauszug: „Yahoo hey hey, Yippee yi cy yey.“

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