Robert Forster – The Evangelist :: Subtiles und anrührendes Meisterwerk des Go-Betweens-Mannes
Robert Forster gehört zu den wenigen Musikern und Autoren, die mit den Jahren besser und besser werden: Das Graumelierte, die Zwischentöne, das Changieren zwischen Konkretion und Erinnerung, dem Lakonismus Lou Reeds und den Lyrizismen von Patti Smith — das alles sind Insignien des gealterten, gelassenen Mannes. Die späten Go-Betweens hatten eine unangestrengte Meisterschaft erreicht, als Grant McLennan starb. So sehr es vollkommen unbegreiflich ist, wie Forster überhaupt weitermachen konnte, so rätselhaft gelungen sind diese Songs. Für einige hatte McLennan noch die Musik vorbereitet.
„Demon Days“ ist eines der letzten gemeinsamen Lieder des Duos, eine sanfte, magische Beschwörung der Träume, die nur von den Jungen geträumt werden können. Das schlichte „If It Rains“ ist eines der wortkargen Stücke, die Forster so großartig beherrscht. „The Evangelist“ – akustische Gitarre plus Streicher-Arrangement – evoziert ohne Verkünstelung die Momente einer Liebe: „She drove a golf white diesel/ She drove me through the streets/ She took me into her world of parks and wooden seats/ And I remember it,baby, 1 remember it all.“
Das Wunderstück dieser Platte ist „Let Your Light In, Babe“, eine sozusagen in Prosa erzählte Geschichte über die Beherbergung einer Mutter und ihres Kindes, die sich zu verführerisch kreglem Gitarrenspiel und Chorgesang aufschwingt zu einer Art Apotheose der Menschlichkeit, pathetisch gesprochen. „Don’t Touch Anything“ in seinem herrlich aufgekratzten Kirmes-Orgel-Arrangement ist eine Forstersche Selbstbeschreibung. Der Jingle-Jangle-cum-Sprechgesang „It Ain’t Easy“ erinnert aufs Schönste an so leichtsinnige Miniaturen wie „Surfing Magazines“, Fiddle und Orgel spielen zum Tanz auf.
Die zweite große Erzählung, „From Ghost Town“, steht am Ende des Albums und ist der Abschied vom Freund: eine bewegende Piano-Ballade mit Streichern, indes ohne Kitsch, die einen doch weinen lässt bei den Zeilen „There are places he could have stayed/ But he had to go because he loved the rain“. Und die mit Mundharmonikaspiel endet.
Alles erinnern: So schlägt Robert Forster auf dieser tapferen, Ehrfurcht gebietenden Platte dem Teufel ein Schnippchen.