Robert Wyatt – Cuckooland :: Hannibal

Robert Wyatt war in seinen I Solojahren ein Freund von Singles, EPs und relativ losen Songsammlungen; vor allem die CD, sagte er mal in einem Interview, sei ihm einfach zu lang. Das erklärt vielleicht, warum seit seinem letzten Album, „Shleep“, schon wieder sechs Jahre vergangen sind. Dafür gibt’s aber gleich 16 Songs, größtenteils geschrieben von Wyatt und seiner Frau Alfreda Benge, doch auch die Jazz-Komponistin Karen Mantler steuert drei Stücke bei. 75 Minuten insgesamt – und keine zu vieL „Shleep“ war musikalisch für Wyatts Verhältnisse eher konventionell und gerade daher eher ungewöhnlich. Ambient-Rock, produziert von Brian Eno, mit Gastauftritt von Paul Weller (beide sind auch hier wieder dabei). Diese Erdung schien den Meister des Sphärischen (auch Esoterischen) und der Improvisation einzuengen. Auf „Cuckooland“ ist Wyatt wieder ,Jtock Bottom“ – also auf der Höhe seiner Kunst, erzeugt allerhand wunderliche Keyboard-Sounds, und auch die vielleicht schönste Stimme des Pop scheint wieder zur Improvisation bereit Produzent Phil Manzanera lässt einfach alles zu. So wandert das Album zwischen artifiziellen Keyboard-Sounds, Weltmusikschnipseln und Jazz – Miles Davis Quintet, circa 1956. „Old Europe“ lässt dann auch gleich die Pariser Jazz-Szene Ende der 40er Jahre wieder aufleben – inklusive Miles und Juliette Greco. Ganz fabelhaft sind auch die lockere Improvisation „Trickle Down“, in der sich Teile von „Old Europe“ wiederfinden, und Wyatts rührende Version von Antonio Carlos Jobims Jnsensatez“.

Noch immer scheinen Wyatt/ Benge – neben Scott Walker vielleicht – die einzigen zu sein, die die beschädigte Welt in beklemmenden Soundszenarien und dunklen Bildern, wie etwa in „Forest“, „Lullaby For Hamza“ und „Foreign Accents“, zu fassen bekommen. Diese eindringlichen Songs gehören sicher zu ihren besten und sind ohne Frage die Höhepunkte des Galeerentagebuches „Cuckooland“.

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