Röyksopp – Melody A.M.

Dass Musik, die zurzeit so en vogue ist wie diese, so weit abseits von stilistischer trendyness passieren kann, dürfte vor allem daher kommen, dass ihre Erzeuger nicht mal im Traum darauf kämen, an sowas zu denken. Royksopp aus Norwegen verbreiten einmal mehr dieses unbestimmte kreative Inruhesein im Polarnachtklischee, aus dem im nachfolgenden Sommer Dinge ans Licht geschoben werden, die immer nur beinahe sind, was ihre Schatten vorauswerfen.

Torbjorn Brundtland und Svein Berge machen Tanzmusik. Musik jedenfalls, zu der es sich tanzen lässt. Science-Fiction-Disco mit Dietmar Schönherr in Schwarz-Weiss. Chillout-Soundtrack im Netzhemd. Die Getränke sind mäßig, das Feeling ist klasse, die ambiente Oberfläche rissig. Ein ums andere Mal reißt das Porzellan, hängt Wasser in der Luft, fallen matt-helle Blüten in Zeitlupe durch den Raum. Experimentelles ist hier nicht Genre-Avantgardistik, sondern das ungewohnt Anmutige.

Fusion-Sounds auf butterweichem House mit Harfe, eine ganz vorsichtig in den Vocoder gegebene Männerstimme, eine Frauenstimme, die Tracey Thorns sein könnte, hätte die nicht schon Ben Wart. Was ein Loop ist und was nicht, was E-Piano und was ein Harfen-Sample, ist kaum mehr identifizierbar und muss es auch nicht sein in dieser nach Gras (sowohl als auch…) duftenden Atmosphäre.

Am Schluss möchte man zu dritt verkeilt aneinander herumstehen und trunken auf ein Taxi warten. Mit einer Aversion gegen alles Filmmusikalische ist man hier übrigens verloren. Mit einer Vorliebe für Retro auch.

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