Roland Orzaba – Tomcats Screaming Outside

Zwölf Jahre nach dem monumentalen „Seeds Of Lore „-Album, der folgenden Trennung von Partner Curt Smith und zwei eher müden Tears For Fears-Alleingängen namens „Elemental“ (1993) und „Raul And The Kings Of Spain“ (1995) will Roland Orzabal es nun noch einmal wissen. Und das erstmals als Solokünstler auch

unter eigenem Namen. Dabei sollen dem etwas in die Jahre gekommenen Ex-New-Romantiker die von seinem langjährigen Producer Alan Griffiths gelieferten, ach so hippen Drum’n‘ Bass-Beats auf den Sprung helfen.

Allenthalben wird dieser Schritt bejubelt, der Sänger und Gitarrist auf dem Weg zum Anschluss an die „heutigen“ Sounds oder gar unmittelbar vor einem Comeback gewähnt. Bei allem Geschrei um die klanglichen Neuerungen wird allerdings übersehen, dass diese tatsächlich nicht mehr als der Versuch von Schönfärberei sind, vorgeschoben, um die große Schwäche dieses Albums zu kaschieren: die Songs.

Das eröffnende „Ticket To The World“ wird trotz nicht uninteressanter Ideen (ungewöhnlich harte Gitarrenrifts zum rasant ansteigenden Tempo während Bridge und Refrain) von seinem viel zu dominanten und monotonen Rhythmus erschlagen. „Low Life“ wirkt mit dem old-schooligen Sequencer-Geblubber wie ein ausgemustertes Vehikel aus dem Alan-Parsons-Fuhrpark, das auch eine eigentlich ansprechende Melodie nicht wieder flott machen kann, während „Hypnoculture“ allzu bemüht und ungelenk versucht, Afro-Grooves mit einer Sevenries-Rock-Orgel zu verbinden, und das platte „Kill Love“ mit seinem Pseudo-Jungle-Beat einen weiteren Totalausfall des leiernden Albums darstellt.

Und so geht es leider fort: Orzabal erreicht im besten Falle früheres B-Seiten-Niveau („For The Love Of Cain“ und „Hey Andy!“) und langweilt ansonsten mit tranig verklärten Texten um Ideale einer längst vergangenen Weltverbesserer-Bewegung („Day By Day By Day By Day By Day“). Allein die kraftvolle Hymne „Bullets For Brain“ und das stimmig sphärische „Under Ether“ lassen die Erinnerung an frühere Großtaten aufblitzen und schaffen es, den Hörer wieder halbwegs in diese andere, ganz eigene Welt zu versetzen. Eine Kunst, die der Musiker einst mit „Advice For The Young At Heart“, „Tears Roll Down“, „Sowing The Seeds Of Love“ spielend meisterte.

Fast selbstkritisch betitelt Roland Jaime Orzabal de la Quintana den abschließenden, gänzlich belanglosen Klöterpop-Song „Maybe Our Days Are Numbered“. Maybe so.

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