roots

Irma Thomas – My Heart’s In Memphis (Rounder/In-Akustik))

Man kennt das aus der Bundesliga: Ein „Top-Spiel“ muss nicht unbedingt den Zuschlag rechtfertigen, den clevere Geldschneider sich dafür ausdachten. Zumindest auf dem Papier verdammt attraktiv ist auch diese Ansetzung aus der R&B-Oberliga: Irma Thomas meets Dan Penn, die ungekrönte New-Orleans-Soul-Queen („It’s Raining“) singt die Songs des Mannes, der Southern Soul entscheidend definieren half und auf „hurtin“ immer noch „for certain“ reimt. Dabei ruht sich Penn nicht allein auf altem Lorbeer („I’m Your Puppet“, „Woman Left Lonely“) und offenem Selbstzitat aus (wenn „Dark End Of The Street“ als „Life At The End Of The Road“ zurückkehrt). Neue Songs wie „Blue In The Heart“ weisen ihn immer noch als Meister seines Fachs aus. Und Thomas? Kniet sich mit ebenso viel Verve wie Noblesse in die Vorlagen, hebt sich die Großtat aber bis zum Schluss auf. Die kommt in „Zero Will Power“ dann doch einem ewig jungen Oldie zugute. Ein Top-Zuschlag der angenehmen Sorte. 3,5

Duane Jarvis – Certified Miracle(Blue Buffalo Records)

„My brush is dry“, krakeelt Duane Jarvis in allerfeinster R&B-Manier einer verflossenen Liebe hinterher. Ganz so trocken kann er aber doch nicht gewesen sein, der Pinsel, sonst hätten sich kaum Instrumentalisten wie Richard Bennett und Steve Fishell sowie Co-Autoren wie Jann Browne und Ex-Arbeitgeberin Luanda Williams eingefunden, um den „Fax Front Perfect“-Nachfolger zu adeln. Vielseitigkeit bleibt weiter Trumpf im Hause Jarvis. Hier koexistieren Pop-Twang (Titelsong, „You Stopped Lovin‘ Me“) und Country-Roots („Broke Not Busted“, „Pocket Of Coins“), genuines Soul-Feeling („If That’s What You Need“, „Intoxicate Me“), satte Stones-Riffs („Love Sometimes“ & „My Brush Is Dry“) sowie Tex-Mex-Lala („Forgive The Fool“) zwanglos, aber nie unverbindlich. „Still I Long For Your Kiss“ gibt’s natürlich schon in einer definitiven Version von Miss Williams (Lucinda). Doch mit dem Akkordeon von Fats Kaplin schiebt Jarvis den Song noch mal auf eine andere, nicht minder attraktive Schiene. Und hat mit „Last Time You Cried“ gleich noch ein Blue’n’lonesome-Juwel. 4,0

Donna The Buffalo – Positive Friction (Sugar Hill/Fenn)

„Drinkin‘ don’t seem to work like it used to“, singt Jeb Puryear gleich im zweiten Song, „Movin‘ On“. Was schade für ihn ist, aber doch ein unfreiwillig schöner Kommentar zum Niedergang des neuen Nashville. Die andere große Verwertungsmaschinerie nimmt Puryear dann ganz bewusst ins Visier. „What does all this Hollywood really have to do with us?“ lautet die große Frage im Titelsong. Sie merken schon: Das Sextett aus dem Bundesstaat New York kommt auch auf seinem zweiten Album leicht missionarisch daher. Die ewigen Beschwörungen von Liebe, Gemeinsinn und simplem Leben im Kampf gegen alle Verdächtigen des modernen Lebens können einem schon mal auf den Keks gehen. Was auch die musikalischen Meriten zwar schmälert, aber nicht gleich ungenießbar macht. Gibt es sonst eine Band, die so locker zwischen den Polen Bluegrass und Reggae agiert? Die leiernden Vocals von Puryear und der zweiten Stimme/Autorin Tara Nevins verstärken den Feel-good-Faktor noch. Wo das enden soll? Na, im Schaukelstuhl auf der „Front Porch“ (Songtitel). 3,0

Diverse- Rollin‘ Into Memphis: Songs Of John Hiatt (Telarc/In-Akustik)

Ist das abgesprochen? Fast parallel zum neuen Hiatt-Album kommt eine vorwiegend bluesige Hommage an den Meister. Eine Haus-Band um Gitarren-Veteran G. E. Smith begleitet Tab Benoit, C.J. Chenier, Irma Thomas, ja sogar die gute, alte Odetta, die passenderweise „Listening To Old Voices“ interpretiert. Auch ein paar Oldies werden hier überraschend entstaubt. Terrance Simien hätte man vorher nicht unbedingt als ideale Besetzung für „It Hasn’t Happened Yet“ gehandelt, Kenny Neal lässt „Love Like Blood“ schön dick und zäh in den Blues-Topf tropfen, Chris Smither schaukelt „Real Fine Love“ heim auf die Country-Veranda.3,0

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