ROOTS

Anders Osborne

Ash Wednesday Blues (SHANACHIE/KOCH) Aschermittwoch soll ja der Blues kommen, weil dann erst mal wieder alles vorbei ist Wie schön, dass Anders Osborne seinen eigenen Albumtitel Lügen straft mit diesen 14 funky Blues-Babies, die als akustisches Äquivalent von Red Beans Rice und Jambayala daherkommen: soviel Soul, soviel Spiee, soviel Leben. Second-Line-Kracher wie „Stoned, Drunk 8C Naked“ und „Ho-Di-Ko-Di-Ya-La-Ma-Ma“ klingen, als wäre nie irgendwas vorbei in New Orleans, „Every Bit Of Love“ klopft selbst harte Herzen weich, die Barroom-Reminiszenz „Me & Lola“ und der Piano-Titelsong lassen es regnen, bis die Kanalisation überläuft. Illustre, viel herumgereichte Gäste wie Jonny Lang und Keb‘ Mo‘ haben hier wahrscheinlich die Session ihres Lebens gespielt Und ein Loweu George dürfte zur Feier des Tages glatt seine Sailin‘ Shoes anziehen und den Snake Dance wagen, wo immer er ist, wenn er dieses Album hört. Auch am Aschermittwoch. 4,5

Debbie Davies

Love The Game (shanachie/koch) Sie trafen sich schon 1988 in Baden-Baden, bei einer gemeinsamen „Ohne Filter“-Show. Debbie Davies spielte damals in der Band von Albert Collins, Duke Robillard durfte für den Schluss-Jam mit auf die Bühne und kam schön ins Schwitzen bei Davies‘ Licks – auch wenn sie einige davon vor lauter Aufregung in der falschen Tonart spielte. Die stimmt auf dem jetzt von Robillard straff und ausgeschlafen produzierten Jjove The Game“ebenso wie Davies‘ Präsenz als Sängerin und Gitarristin. Gast Jay Geils rafft sich gar zu einem raren Slide-Solo auf („Worst Kinda Man“). Trotz kompetenter Helfer wie Sally&Jon Tiven lassen aber doch einige Songs das gewisse Etwas vermissen. Mal ehrlich: Wenn schon Bassist („Funky Linie Teapot“) und Drummer („Grow Up, Grow Old“) für die Repertoire-Spitzen verantwortlich zeichnen, muss irgendwie der Wurm drin sein…3,0

John Gorka

The Company You Keep (RED HOUSE/FENN) „The illusion of control and the myth of independence“ sei der Arbeitstitel für dieses Album gewesen, bekennt John Gorka freimütig. Er hätte als Songwriter seinen Beruf verfehlt, wären ihm nicht noch ein paar griffigere Metaphern eingefallen für den ewigen Ritt zwischen Freiheit und Verantwortung, Distanz und Nähe, der denkende Menschen nun mal umtreibt Denn: „Unless you are a true bad boy, your conscience is a constant threat.“ Zwar verliert er sich dabei schon mal in formalen Spielereien („Wisheries“), doch gehört Gorka gewiss zu den guten altmodischen Jungs, die diese Bedrohung mit geschliffener Poesie erträglicher machen. Und auch mal über sich schmunzeln können, wenn mal wieder ein „Hank Senior Moment“ (Songtitel) heranrollt Da eilte als Gast neben Mary Chapin Carpenter und Lucy Kaplansky sogar Ani DiFranco herbei, um kurz eine Träne in memoriam Abe Lincoln zu vergießen. „Oh Abraham was it all about the money then…“ Bange Fragen, keine Antworten. Nur Illusionen und Mythen. 3,5

Lome Morgan & Sammy Kershaw

I FinallyFoundSomeone i«ca/a«is) Nashville hat schon wieder ein neues Traumpaar in den vermeintlich besten Jahren. Kaum hat uns Vince GUI eher lau- als brühwarm seine Gefühle für Amy Grant serviert, verlieren sich Lome und Sammy frisch liiert – gleich mit sechs Duetten im Schwulst Die Stimmen harmonieren immerhin prächtig. Und sonst? „He drinks Tequila, she talks dirty in Spanish.“ Tja, da haben Morgans verblüffende Solo-Einsichten („29 Again“ 8i „I Must Be Gettin‘ Older“) und die Kershaw-Lesung des sehr selten gesungenen „What A Wonderful World“ schon mehr Klasse. 2,5

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