Roots :: Lee Ann Womack – Something Worth Leaving Behind

Lee Ann Womack – Something Worth Leaving Behind

Die Texanerin sieht ihre Karriere „more like Willie Nelson than Faith Hill“. Vermessen? Von wegen. Wer ein „Does My Ring Burn Your Finger“ (Buddy & Julie Miller) in Nashville als (Top 20-)Single durchsetzt, kann schwerlich ein nur hübsches Leichtgewicht sein. Mit „Orphan Train“ und „I Need You“ rückt Lee Ann Womack jetzt gleich zwei sehr unterschiedliche Miller-Songs ins Zentrum, was aber den Tenor des Albums eher verzerrt. Denn während halb Nashville im „utopischen Paradies“ („CountryMusic“) Bluegrass auf Puristen-Diät geht, betreibt die Spätstarterin aus Jacksonville die Renaissance von Song-Country aus dem Geist eines AOR-Sounds, der kaum fett genug sein kann, omnipräsente Streicher inklusive. Wenn Womack dabei auch noch ein „You Should’ve Lied“ (Matraca Berg & Angelo) vor die erhabenen Stimmbänder bekommt, wackelt Dollys Thron doch bedenklich. Zumal die sich ja jetzt auch in die Berge abgesetzt hat. (mca nashville/umis) 4,0

Mighty Mo Rodgers – Red, White And Blues

Elvis Presley ist für ihn nur „The Boy Who Stole The Blues“ (Songtitel). Die ketzerische Frage „Have You Seen The American Dream“ inszeniert Rodgers als Country-Schleicher zur Mandoline. Prompt blieb der Nachfolger zum 99er Solodebüt „Blues Is My Wailin‘ Wall“ lange unter Verschluss. Entschlossen reklamiert der wohl einzige Ex-Motown-Schreiber mit Philosophieabschluss den Blues weiter als socialissue zurück, von der Legitimität menschlicher Reproduktion („DNA“) bis zum Babylon L.A. („Welcome To The Fault Line“). Jenseits von Gitarrenhelden-Klischees hantiert Rodgers dazu mit heiserer Soul-Stimme in einer manchmal etwas steifen Produktion sicher mit Boogie, Gospel, New-Orleans-Shuffle. (BLUE thumb/universal) 3,5

Allison Moorer – Miss Fortune

Die „Pferdeflüsterer“- Sirene engagierte für ihr drittes Album den Produzenten R. S. Field (Webb Wilder, Shaver etc.), doch wer eine Erhöhung der Roots-Rock-Schlagzahl ahnt, sieht sich getäuscht. Angenehm allerdings. Denn Field realisiert im Verbund mit Allison Moorer, Co-Autor/Produzent Doyle Primm und Musikern wie Jay Bennett (Ex-Wilco) eine moderne Fortschreibung des Nashville-Sounds als Country im Cinemascope-Format. Viele Streicher, manchmal Bläser, Semi-Akustik wie gemacht für Moorers reifen Alto. „Cold In California“ schafft Mainstream-Appeal mit Beatles-Flair – und nicht nur der dunkle Minimalismus von „Mark My Word“ weist Moorer auch als Autorin von Format aus. (universal south/umis) 4,0

Pam Tillis lt’s All Relative – Tillis Sings Tillis

Nettes Wortspiel. Doch Tochter Pam dürfte das Verhältnis zu Daddy Mel alles andere als relativ (egal) sein. Ihr Tribute an den „South Florida Poet“ erfüllt somit dieselbe Funktion wie zuvor „Unforgettable“ für Natalie Cole. Dabei wird Tillis ihrem Erzeuger insofern gerecht, als sie weder seinen Schmalz scheut noch die Honky-Tonk-Sause, dazu den Bogen vom 1958er Hitdebüt „Violet And A Rose“ (Gast: Dolly Parton) über „Detroit City“ weit bis in die 70er („Mental Revenge“) spannt. Dass trotz spürbarem Respekt der Spannungsbogen nicht gen Null tendiert, dafür sorgt nicht zuletzt RayBensonals Duett-Gastim kernigen „Honey (OpenThatDoor)“. (Lucky Dog/Sony/SMIS) 3,0

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