ROOTS :: VON JÖRG FEYER
Der große Townes Van Zandt zählte zu seinen größten Verehrern, und die große Emmylou Harris verewigte einen seiner aJlerschönsten Songs („Jerusalem Tomorrow“ auf „Cowgirls Prayer“), doch anders als diesen beiden ist DAVID OLNEY bisher kaum Aufmerksamkeit jenseits eingeschworener Genre-Zirkel zuteil geworden. Mit „Real Lies“ (Philo/-In-Akustik) dürfte sich das kaum ändern, wenngleich der Mann aus Nashville seine ebenso wortgewaltigen wie pointierten Song-Dramen über „Death True Love Lonesome Blues And Me“ (Songtitel) selten so in üppig-differenzierten Arrangements darbot. Von der fragilen Country-Folk-Ballade über knackigen Blues und Scheunen-Rock bis zu Mariachi-Feeling reicht das Stil- und Soundspektrum des Mannes mit der matten Stimme, der auch nicht vor finalen Fragen („Is this Baseball or is this greek tragedy?“) zurückschreckt Und John Prine darf als Gast-Barkeeper in „Barrymore Remembers“ dem gefallenen Helden einschenken, 4,0
Ebenfalls ein bißchen „Speck“ angesetzt haben THE BLAZERS auf ihrem dritten Album „Just For You“ (Rounder). Was aufs Konto des neuen Produzenten Pete Anderson gehen dürfte. Der Mann, der Dwight Yoakam machte, treibt die Chicanos aus East-L.A. schon mal durch Sleaze-R&B, um sich an seiner „Slide Muddycaster Guitar“ austoben und diverse Gebläse-Gäste integrieren zu können. Die bekennenden Schmalziers bzw. Tex-Mex-Afficionados unter uns kommen aber mit z. B. „Somebody Please“ und „Tobaco Mascao“ auch hervorragend auf ihre Kosten.
3,0
ASLEEP AT THE WHEEL „Live“(Epic/SMJS) im „Arizona Charlie’s“ zu Las Vegas: Western Swing ist anscheinend nicht nur nicht tot, sondern auch noch verdammt weit gekommen! In der x-ten Band-Inkarnation in über 25 Jahren dirigiert der sanfte Hüne Ray Benson ein veritables „Best Of“-Set zwischen straffem Ensemble-Kick und launigen Solo-Querschlägern. Da werden selbst die gastierenden Nashville-Jungspunde Tracy Byrd und Wade Hayes kurzfristig zu Genre-Helden. 3,0
Wer einmal dem elektrischen Stuhl entging, nur weil die Todesstrafe im betreffenden Bundesstaat kurzerhand wieder abgeschafft wurde, ist vermutlich gar nicht mehr unterzukriegen. Ober-Outlaw DAVID ALLAN COE meldet sich samt gut besetzter Band mit einem eindrucksvollen „Live“-Set (Sony/SMJS) zurück, das neben Klassikern wie „Long Haired Redneck“, „Take This Job And Shove It“ und „The Ride“ auch mit fünf neuen Songs aufwartet, die zumindest zeigen: Austeilen kann der Mann immer noch. 3,0
Coes „What You Lay With Me (In A Field A Stone)“ – hier ebenfalls noch einmal hervorgekramt – war einst ein Grundstein der frühen Karriere von TANYA TUKKER, die sich mit knapp 40 inmitten all der pretty newfaces in Nashville immer noch recht wacker schlägt. Was sie vor allem einer verlebten Stimme zu verdanken hat, die auf „Complicated“ (Capitol/IRS) selbst Standard-Kost fürs Country-Radio halbwegs ertragen hilft. Erst in der zweiten Hälfte steigt die Spannungskurve mit dem Tex-Mex-Flirt „I Don’t Believe That’s How You Feel“, dem Bonnie-Raitt-Rip-off „Love Things“ oder dem knakkigen Rausschmeißer „You Don’t Do It“ deutlich an. Knapp: 3,0
Profilierungsversuche müssen nicht zwangsläufig mehr Profil ergeben eine Erkenntnis, die auch das ehemalige „Wunderkind“ LUCKY PETERSON gewonnen haben dürfte. Als junger Blues-Eleve neigte Peterson wie so viele zur virtuosen Übertreibung und zur Arabeske, was oft genug komisch oder ärgerlich geriet Doch mit seinem neuen Album „Move“ (Motor) scheint der Knoten endlich geplatzt Was zum einen an den richtigen Cover-Versionen mit starker Soul/Funk-Schlagseite liegt (sogar eine zurückgenommene Version von „Purple Rain“ liegt erstaunlicherweise nicht völlig unter dem Strich), zum anderen aber auch an einer reduzierten Besetzung, die seine Qualitäten als Sänger und vor allem als Gitarrist in einem kompakten Band-Sound in das rechte Licht rückt. 3,0