Roots von Jörg Feyer

Dave Alvin

Public Domain (Highione/fenn) „Old folk songs are spirits“, schreibt Dave Alvin im aufklappbaren Digipack. Von allen guten Geistern verlassen war der Ex-Blasters-Mann gewiss nicht, als er diese 13 Traditionais zusammenstellte und damit auch einen schönen Beitrag zur aktuellen Debatte Internet vs. Copyright liefert: Diese Songs, notiert Dave Alvin, „belong to nobody. They belong to all of us.“ Und weil das so ist und obendrein so manche Vorlage im Zuge oraler Überlieferung eher verschwommene Konturen angenommen hat, kann er sich mit seinen Guilty Men so manche Freiheit rausnehmen. So verwischt Alvins klare Vision des Materials immer wieder die Grenzen zwischen Folk und R&B, zwischen Country und Blues, bis sogar ehernes Carter Family-Treibgut plötzlich das Rocken und Rollen lernt („East Virginia Blues“). Gäste wie Greg Leisz und Brantley Kearns tragen zur Klasse bei. 4,0

CarrieNewcomer The Aae Of Possibility (in-AKUSTIK)

Ein bisschen „preachy“ ist sie ja schon, auch wenn ein Song wie „Bare To The Bone“ mit der Eröffnungszeile „Here I am without a message“ aufwartet. Und Songschreiberinnen, die meinen, sie müssten ihre Werke mit vorangestellten Merksätzen aus dem Handbuch für Alltagsphilosophie garnieren und erklären, sind mir eigentlich auch suspekt. „In a room where everyone agrees to a lie, the truth sounds like a gunshot.“ Peng! Doch hat sich der Pulverdampf verzogen, verfalle ich doch immer wieder zu gern dieser gurrenden, biegsamen Alt-Stimme, zumal ein „Session-Leader“ wie Don Dixon mit einer Riege ausgesuchter Begleiter ebenso behutsam wie bestimmt daran arbeitet, Carrie Newcomer aus dem Folk-Ghetto quietschender Gitarrensaiten zu befreien. Was streckenweise so gut gelingt, dass auch Mary Chapin-Carpenter-Fans hier gern fremdgehen werden. 3,0

GregBrown

Covenant ired house/fenn)

Das mit den Merksätzen hat der Mann hier nun gar nicht nötig. Sie ergeben sich ganz von selbst aus diesen elf klugen, lebensprallen, zuweilen sarkastisch gebleichten Songs, zwischen J.J.Cale-Territorium („Real Good Friend“), klassischem Storytelling („Rexroth’s Daughter“) und satten Swamp-Blues-Farben („Blues Go Walking“, JLiving InAPrayer“). Eben noch stolpert der Songwriter aus Iowa verstört durch eine „Dream City“, da singt er schon ein „Lullaby“ für die Liebste in diesem „raggeddyass old cotton nightgown“, das auch Tom Waits Ehre machen würde. Um gleich voller Melancholie in sein altes „Blue Car“ zu steigen. „The brakes are screaming a song called what’s the use“, singt Brown gewohnt cooL Das wird sich bei den Songs auf „Corenant“ wohl niemand fragen.

4,0 Peter Schneider & The Stimulators

Secret Mission (UNITED SOUNDS/POINT MUSIC) Auf seinem Einstand „Voodoo Swing“ coverte das Sextett um den Ex-Hans-Söllner-Bandleader noch, was Bo Diddley, BJB. King und Toots & The Maytals hergaben. Das zweite Album kommt nun komplett aus eigener Feder, doch dabei sind die Stimulators eher noch vielseitiger geworden. Ein verhangener Bar-Blues („New Year’s Eve On The Waterfront“) läuft da ebenso leicht von der Rolle wie eine Hommage an die frühen Wailers („I Like It“), auf Kuba (öfter) sind die sechs inklusive Trompeter Florian Sagner ebenso zu Hause wie beim „Cape Town Jive“. Schade allenfalls, dass die Produktion zu dean ausgefallen ist und so manche Wurzel untergraben bzw. unter Wert verkauft wird. 3,0

Norton Buffalo & The Knockouts King Of The Highway (BLIND PIG/FENN)

Zu behaupten, Norton Buffalo spiele Mundharmonika, sei so ähnlich, als schimpfe man Miles Davis bloß einen Trompeter, notierte eine US-Zeitung. Der Vergleich mag hinken, doch ein „King Of The Harp“ ist der ehemalige Sidekick von Commander Cody und Steve Miller nach wie vor. Letzterer ließ sich nicht lumpen und schaute im Shuffle „Sweet Little Pumpkin“ flugs für ein Solo vorbei Blueslastig spielt der passable Vokalist seine Harps hier übrigens ohne Vorverstärkung, was die Arbeit hörbar macht 3,0

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