Roots von Jörg Feyer
Terri Clark
Fearless (mercury/umisi Gleich sechs Mal posiert die Brünette mit Hut auf ihrem vierten Album mit E-Gitarre in Lederhosen. Um dann im desillusionieiten „Midnight’s Gone“ – thematisch ein Sequel zu Steve Earles „Someday“ – doch zu singen: JLt’s time to face the fact I’m not the rebel that I thought.“ Tja. Dafür lässt Clark, 1996 immerhin mit Warren Zevons „Poor, Poor Pitiful Me“ in den Country-Charts, jetzt sogar sachte Drum-Loops an manche Songs – und sich durch eine Co-Autorin wie Mary Chapin Carpenter zeitweilig die Identität vernebeln: „To Teil You Everything“ sollte die lieber gleich selbst singen. Ein besserer Partner ist da Gary Burr, vor allem im schlicht-erschöpfenden „Empty“. Ganz bei sich ist Clark auch, wenn sie im Fundus von Carlene Carter & Susanna Clark („Easy From Now On“) sogar Emmylou Harris aufstöbert (als Textzeile und Harmonie-Sängerin). 3,0
Lisa Angelle (DREAMWORKS/UMIS) Frau Angelle hat tolle Augen und zeigt uns ferner: Füße aus dem Sumpf (aber mit Kettchen), viel Nabel, Schulter, Mähne, entzückenden Rücken. Das musikalische Potenzial der Schönheit mit dem Cindy-Crawford-Leberfleck erschließt sich nicht so schnell. Was vor allem an Co-Produzent/Autor Andrew Gold (Linda Ronstadt, Wax) liegt, der ihre beachtliche Stimme allzu oft in klebrigem Country-Pop-Konfekt hängen lässt Verbrauchertipp: gleich auf Nr. 5 durchzappen. Der Twang von „I Wear Your Love“ hätte auch dem Rest gutgetan, wie auch das klassische Understatement der folgenden „Sin“ und „I Don’t Know Why“. Der in Nashville heute fast schon obligatorische Issue-Song („Daddy’s Gun“) buhlt dagegen etwas bemüht um Atmosphäre. Schlusspunkt: inbrünstiger Gospel-Country („Sparrow“), fast so tief (blickend) wie die Augen. 2,5
Ana Popovic
Hush (RUF RECORDS) Wie klingt der Blues in bzw. aus Belgrad? Wirklich nicht übel, wenn er via Holland in den Ardent Studios, Memphis landet, wo immerhin gleich Jim Gaines (Luther Allison, Stevie Ray) als Produzent hinterm Mischpult saß. Und dennoch: Es sind nicht zuletzt die drei im (jetzt) heimischen Utrecht produzierten Tracks, in denen die 24jährige Gitarristin ganz befreit aufspielt. Dem üblichen Blues-Einerlei setzt Popovic einen spielerischen, schon erstaunlich souveränen Umgang mit Jazz-, Soul- und Old Time-Versatzstücken („Mighty Have Fallen“) entgegen. Dazu spielt sie gern eine satte Slide („Hometown“ und „Girl Of Many Words“). Und diesen kleinen Vocal-Akzent, den kann ihr auch keiner nehmen. 3,5
Robert Lee Castleman
Crazy As Me (ROunder/inakustik) Wer aufmerksam Songwriter-Credits studiert, müsste ihm schon über den Weg gelaufen sein. Immerhin kassiert Castleman Tantiemen für Tracks, die Chet Atkins („Somebody Loves Me Now“) und Alison Krauss („Forget About It“) aufgenommen haben. Dass er dennoch erst jetzt in eigener Sache debütiert, kann im aktuellen Nashville-Treiben niemanden überraschen. Schade wär’s schon gewesen, hätte man uns den Mann als Interpret vorenthalten, ist es doch vor allem seine weltmüde Grizzly-Stimme, die diesen subtilperkussiven Folk mit Country-BluesAnleihen aus den Kuschelkissen holt Wer als Nächster einen Castleman-Song covert? Keine Ahnung. An sowas wie „I Can’t Believe You (Unless You Lief traut sich ja heute kein Nashville-Ctooner mehr heran. 3,5
Terri Hendrix
Live 8. Places In Between (CRS/INAKUSIIK) Ob es klug ist, gleich zwei Alben fast parallel auf den Markt zu werfen, sei mal dahingestellt Musikalisch ist das Double durchaus plausibel. Der 99er-Mitschnitt aus dem „Cibolo Creek Country Club“ stellt die Texanerin mit einem solide gen Westen swingenden Trio im Rücken auch ausgiebig als Fremd-Interpretin vor, etwa mit „If Love Was A Train“ (Michelle Shocked) und „Fisherman’s Blues“ (Waterboys). Die Studioarbeit „Places In Between“ hingegen, von Produzent Lloyd Maines stets stilecht in Szene gesetzt, kann sich auf ihr eigenes Material verlassen. Beide: 3,5