Roots :: VON JÖRG FEYER
Danni Leigh – Somebody Oughta Do Something (AUDIUM/KOCH)
Als eine Art „weiblicher Dwight Yoakam“ herumgereicht zu werden, gehört möglicherweise nicht zu den Lebenszielen einer Country-Sängerin von heute. Der fragwürdigen Schublade entfleucht Danni Leigh nun ausgerechnet mit einem Audium-Debütalbum, welches von keinem anderen als dem großen Pete Anderson gewohnt detailliert produziert wurde. Dem Mann also, der Mr. Ybakam erst möglich machte. Gewiss, die Blondine mit Hut kann’s auch ganz klassisch und sich dabei auf bewährte Helfer wie Jim Lauderdale (Songs, Back-Vocals) verlassen. Doch Format gewinnt Leigh gerade da, wo sie auch mal in pure Folk-Gefilde eintaucht („A Far Cry From Here“) oder das Repertoire einer Abra Moore für ihre Zwecke umdeutet (I Don’t Feel Like Crying“). Was ihr auch beim Titelsong (ebenfalls Lauderdale) mit Off-Beat-Akzenten und eben auch nicht zuletzt dank Maestro Anderson gelingt. 3,5
Robert McCreedy – Streamline Safe (house/import)
Bedenkt man, dass bei den Volebeats gleich vier Songwriter konkurrierten, verwundert es schon, dass sich Robert McCreedy erst jetzt zu Ortswechsel (Minneapolis statt Detroit) und Solo-Karriere entschloss. „Streamline“ bleibt zwar wesentlich in der Spur dieses weich-treibenden Country-Beats, den seine alte Formation so schön pflegte, leistet sich dabei aber sowohl rustikale wie ambiente Schlenker. Für die sorgen Whiskeytown-Gitarrist Mike Daly als Produzent und die bezaubernden Backing-Stimmen von Laura Cantrell und Claudine Langille. Der passende Begleitschutz für ein Album, das eher Weggehen denn Ankommen verhandelt „Gone Again“ und ähnlich heißen die Songs. Und klingen auch so. 3,5
Todd Sharpville – The Meaning Of Life (CATHOUSE/FENN)
Dieses Cover glaubt man ja kaum. Auf der Vorderseite gefällt sich Herr Sharpville im Kreise eines barbusigen Engel-Trios, welches ihm die Pfunde in den Gitarrenkoffer wirft – hinten mutieren die nackten Damen gar zu Dominas mit Schenkelstiefeln und deutlich rasiertem Schambereich. Die fragwürdig-billige Optik sollte nicht davon ablenken, dass der knapp 30-jährige Brite hier nach längerer Pause in eigener Sache ein prima swingendes Blues-Album ohne Rock-Verschnitt abgeliefert hat, das allenfalls eine „entschiedenere“ Produktion verdient gehabt hätte. Mit Leichtigkeit behauptet sich Sharpville als Autor in den Fußstapfen der gecoverten Joe Liggins und Magic Sam. „Doghouse“ bringt ein Gitarren-Gipfeltreffen mit Mick Taylor und Snowy White. Und unter den Gast-Sängern findet sich auch ein gewisser Leo „Thunder In My Heart“ Sayer, der sich als Blues-Vokalist in „I Think Fm Blind“ reinhängt. Vermutlich nach Ansicht des Covers. 3,5
The Radiators (RATTIESBY/RUF)
Seit nicht weniger als 23 Jahren ist das Quintett aus New Orleans nun schon aktiv. In Originalbesetzung! Dass es die Radiators in dieser Zeitspanne auf gerade mal sechs vollständige Studioalben gebracht haben, ist durchaus bezeichnend. Verstanden sich Keyboarder/Songwriter Ed Volker und seine Mitstreiter primär doch immer als Live-Band mit Jam-Affinität und entsprechendem Anhang (sie nennen sich „fishheads“). Mit Jim Gaines (Santana, S. R.Vaughan) wurde jetzt ein Top-Produzent verpflichtet, der sich müht, der breiten Roots-Stilistik seiner Schützlinge zwischen Funk und Country(-Rock) gerecht zu werden. Doch es bleibt auch hier das Gefühl, dass die Band unter ihren Möglichkeiten bleibt. Vielleicht hätten ein paar gut gewählte Covers gut getan? Ed Volkers Songs heißen zwar auch „Deep In My Voodoo“ und „Crazy Mona“, sind aber zu oft bestenfalls halb so verhext und verrückt. 2,5