Roots :: VON JÖRG FEYER

June Star – Telegraph (SAFE HOUSE RECORDS/IMPORT)

James Baldwin und dessen „Sonny’s Blues“ bemühen sie im Booklet Danach sei zwar jede unserer Geschichten, ob Triumph oder Tragödie, „niemals neu“. Aber gehört werden müssen sie doch. Und erzählt werdea Das tut das Quintett um den Sänger und Songwrher Andrew Grimm auch auf seinem zweiten Album, meist knapp in der Form, doch nicht zu knapp nachhallend. Der verhuschtnölige Gesang, die knarzenden Harmonies, Banjo, Mandoline, Harmonica, Eric Heywood als Gast an der j Pedal Steel: Auf „Telegraph“ riecht’s verdammt nach klassischer „No Depression“, aber dabei gar nicht so komisch, wie man vermuten sollte. Dass der Spaß nach 30 Minuten schon vorbei ist, schadet auch nicht. June Star sind für alle, die wussten, weshalb Uncle Tupelo aufgaben. 3,5

The Hanks – Real Honky Tonkin‘ (Dandy Records)

Mit den Hanks haben sie’s ja in der schönen Schweiz. Meister Shizzoe kennen wir schon, nun drängen Dan, Marv und Ol‘ Hank hinterher. Und was macht ein Trio, wenn es sich The Hanks tauft? Genau: Hank Williams covern. Bis zum Abwinken. Drei Mann an den Instrumenten, vier Spuren für die Aufnahme und rauf geht’s auf den Lost Highway, zum Honky Tonkin‘ und Tearjerkin‘ bis zur allerletzten Ausfahrt, wo schon der Geist von Tim Hardin mit seinem finalen „Tribute To Hank Williams“ wartet. Grob stimmt die Orientierung, im Einzelfall holpert’s schon mal, was Vocals, Arrangements, Umsetzung angeht. Wie heißt’s so schön im Info? Man habe sich „nicht gescheut, Unnötiges wegzulassen“. In diesem Sinne ist dieses Werk nicht unbedingt vonnöten. Besessene Hankologen aber bestellen sich die CD bei folgender Adresse: Martin Schori, Nidaugasse37, CH-2502 Biel. 3,0

Tri Continental – Live (TRADITION & MODERNE)

Was haben ein Mann mit einem Zylinder, einer mit einer gestrickten vwllmütze und einer mit einer Neigung zu orientalischen Kopfbedeckungen gemeinsam? Nein, dies ist nicht der Einstieg in einen diskriminierenden Witz – sondern die Grundlage für ein musikalisches Abenteuer, welches zwar klar im Blues wurzelt, doch weit darüber hinausschießend Triebe entwickelt Da stehen dann die tänzelnden „Salegy“-Impressionen des Wahl-Kanadiers Madagascar Slim als Reminiszenz an die alte Heimat ganz selbstverständlich neben den freien Muddy-Waters-Huldigungen von Slide-Spezialist Lester Quitzau. Bill Bourne, der dritte im Bunde, hält den Laden mit fließenden Folk-Blues-Eingebungen am Laufen, die etwa „Ole Buflalo“ heißen und zumal an diesem Dezemberabend im Bremer „Moments“ einen langen Atem entwickelten. Den muss auch der geneigte Hörer für Tri Continental partout mitbringen. 3,0

B.B. & The Blues Shacks – Midnite Diner (crosscut)

Ein ganzes Album mit 15 Songs mal eben in ganzen sechs Tagen aufnehmen und abmischen? Kein Problem, wenn das Menü im „Midnite Diner“ so frisch und schnell zubereitet wird wie bei diesem Quartett aus der norddeutschen Tiefebene, das sich längst auch jenseits unserer Grenzen einen guten Ruf erspielt hat Mit nahezu ausschließlich selbstverfasstem Material stehen die Arlt-Brüder Michael (Gesang/Harp) und Andreas (Gitarre) den kulinarischen Schätzen der grimmigen Chicago-Westside („Five To Twelve Blues“) ebenso aufgeschlossen gegenüber wie einem deep friedgumbo aus Louisiana („Take A Chance“) oder dem crawfish flaror des New-Orleans-R&B („If You Want Me To Love You“). Dazu hat Label-Kollege Dave Goodman seine hübsche Diner-Geschichte fürs ausklappbare Digipack um sämtliche Songtitel gestrickt. Das muss man auch erst mal können. 3,0

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