Roots :: von Jörg Feyer
Kate Campbell – Monuments
Was ist bloß los im „New South“? „They love our money at those Yankee Stores“, höhnt Kate Campbell im gleichnamigen Song zur stilechten Riverboat-Soundkulisse, während sie in „Petrified House“ eine aus der Zeit gefallene Südstaaten-Aristokratin aufspürt, die „die Welt seit 78 nicht mehr gesehen hat“. Auch jenseits der heimischen Scholle pflegt die US-Songwriterin auf ihrem vierten Album einen spöttisch-scharfen Blick auf den Lauf der Dinge („Corn In A Box“, „Strangeness Of The Day“), lässt es aber auch nicht an Emphase mangeln, wenn sie in „Joe Louis‘ Furniture“ dem großen Boxer ein kleines Denkmal setzt. Als Produzent lässt Muscle Shoals-Veteran Walt Alridge mit Musikern wie Spooner Oldham die alte Alabama-Connection nicht abreißen, scheut jedoch auch nicht davor zurück, die Rhythmen einfach mal zu programmieren. Was gleich zum Auftakt im mystisch scheppernden „Yellow Guitar“ bestens funktioniert – „halfway to Memphis, halfway to Tupelo“. (evangeline/soulfood) 4,0
Lisa O’Kane – Am TooBlue
Wahre Qualität blüht oft längst abseits des Nashville-Betriebs im Do-it-yourself-Verfahren. Die Kalifornierin Lisa O’Kane interpretiert auf ihrem späten, selbstfinanzierten Debüt mit reifer Klasse-Stimme immerhin Song-Schwergewichte von Lucinda Williams, John Prine, K.T. Oslin und Sandy Denny, ohne sich groß zu verheben. Für zwei eigene Songs – mal keck („Romance& Finance“), mal elegisch („The Valley“) – muss sich die zweifache Mutter aber auch nicht schämen, zumal Edward Tree mit bewährten Dwight-Yoakam-Kräften (Taras Prodanuik, Skip Edwards) für reichlich Produktions-Roots sorgt. (Raisin‘ kane music) 3,5
The Moondog Show – Bonne Espérance
In der Schweiz setzen sie jetzt auf konzertierte Aktion. Die besten Roots-Kräfte bündeln dort dieselben, wenn Hank Shizzoe und Loose Gravel als fester Bestandteil der Moondog Show firmieren – als Produzent hatte Shizzoe ja schon den Vorgänger „Far Beyond“ betreut. Als Autor hält er sich bis auf zwei Co-Einsätze aber zurück, da geben auf „Bonne Espérance“ weiterhin Pascal Biedermann und Sänger Pink Pedrazzi einen Ton an, der gleichmütiges Laissez-faire, bittersüße Sehnsucht und harsche Erkenntnis verströmt. Die im lässigen Ensemblespiel des zeitweiligen Septetts aber nie wirklich hart fällt. Bern und Basel liegen halt nicht so weit vom Bayou entfernt, wies scheint. (Blue buffalo records) 3,5
Lee McBee – Soul Deep
Der Titelsong ist zwar ein Remake des Clarence-Carter-Klassikers, doch ist der heisere Ex-Leadsänger/Harpspieler von Mike Morgan & The Crawl nicht nur auf der Soul-Seite stilsicher zu Hause. McBees zweites Solo-Album führt vielmehr vom exaltierten Border-Blues eines Long John Hunter („Ride With Me“) über die Swamps („It’s Your Voodoo Working“) bis hinauf zu Muddy Waters, der ausnahmweise noch mal den „Country Blues“ hat. Solide Dallas-Produktion mit Fachkräften wie Drummer Wes Starr, Boogie-Piano-Pate Gene Taylor und Saxer Kaz Kazanoff, in der McBee mit „I Don’t Understand“ auch mal verwegen daherkommt und selbst eine Instrumental-Rumba („Twelve Hours From You“) Platz hat. (cross cut/edel contraire) 3,0