Roots von Jörg Feyer

Wer großen Worten nicht ebensolche Taten folgen läßt, steht schnell als Aufschneider da. Auch auf seinem dritten Verve-Album „Lifetime“ (Polydor 527 771 2) hinkt LUCKY PETERSON dem eigenen Anspruch, so etwas wie ein Blues-Hohepriester des 2L Jahrhundert zu sein, ein paar Schritte hinterher. Er covert Earth, Wind & Fire, Sting und – noch am gelungensten – Sam Cooke, läßt die Hammond fliegen und die Rock-Gitarre kreischen. Doch all der freche Budenzauber kann eine entscheidende Frage nicht wirklich beantworten: Wer ist Lucky Peterson? 1,5

Solche Identitätsprobleme plagen Joe Jonas, Curly „Barefoot“ Miller und Robert Ealey nicht Immerhin mußten die Veteranen aus Dallas ein Durchschnittsalter weit oberhalb der Pensionsgrenze erreichen, um endlich als THE TEXAS BLUESMEN REVUE durch Europa tingeln zu können. Zu Anfang dieses Jahres wurde in Berlin ein Live-Album (Lingo/BMG) mitgeschnitten, das die Versatzstücke ihrer musikalischen Heimat charmant und garantiert innovationsfrei variiert Wenn der 92jährige Miller mit seinem verschrobenen Witz am Piano Platz nimmt, meint man gar zu hören, wie die Zeit stehenbleibt Naja, wenigsten für ein paar Sekunden. 3,0

Fest verwurzelt – in der Chicano-Community von East-LA. – bleiben auch THE BLAZERS. Was das Quartett aber nicht daran hindert, auf seinem zweiten, wieder von Cesar Rosas (Los Lobos) produzierten Album „East Side Soul“ (Zensor/Indigo) auch mal in Richtung New Orleans („Ooh-Poo-Pah-Doo“) zu schielen oder sich mit „Going Up The Country“ vor Canned Heat zu verbeugen. Ein buntes Repertoire zwischen feurigen Cumbias und deftigem R&B sowie gleich zwei veritable Frontmänner lassen die Spannungskurve selbst über die 14-Song-Distanz kaum einmal sinken.

Gute Compilations sollten repräsentativ sein und möglichst auch noch ein paar Überraschungen bereithalten. So wie die auf fünf CDs angelegte Reihe MILLBILLY FEVER (Rhino/Edel Contraire), die den Country-Bogen zwischen 1932 und 1975 vom Western Swing bis zum Conutry-Rock spannt Vertragsbedingt fehlen zwar einige wichtige Namen (Buffalo Springfield), doch dieses Manko wird allemal durch ein 90-Song-Repertoire wettgemacht, das mit etlichen (Single-) Raritäten aufwartet, die, wenn überhaupt, nur über eine aufwendige, teure Recherche zu haben gewesen wären. Die Ausstattung entspricht bewährten Rhino-Standard. 3,5

Freunde akustischer Songwriter-Musik sollten THE ACOUSTIC EDOE (Rhino/Edel) hören. Obwohl diese Sammlung mit Album-Tracks aus den Neunzigern manchmal ein wenig beliebig wirkt im Bemühen, eingeführte (Thompson, Vega) und weniger bekannte Namen (Jody Stecher & Kate Brislin) uner einen Hut zu kriegen. Und dabei noch die Kurve von Ali Farka Toure zu etwa Peter Rowan zu kratzen. Man kann aber auch Vielfalt dazu sagen und gewiß die eine oder andere Entdeckung machen. 3,0

Spannender allemal tönt die an das Konzept der „Mountain Stage“-Reihe angelehnte COLUMBIA RECORDS RADIO HOUR. „Volume 1“ (Sony) beantwortet zum Beispiel die Frage, was Rosanne Cash und David Byrne gemeinsam vor einem Live-Radio-Mikrophon veranstalten können. Im 14-Song-Reigen noch vertreten: Shawn Covin/Mary Chapin Carpenter, Leonard Cohen und das Duo Bruce Cockburn/Rob Wassermann. 3,5

Einmal Sideman, immer Sideman? Der ehemalige Muddy Waters-Gefährte JERRY PORTNOY, der seine Harp zuletzt für Eric Clapton auspackte, schrieb zwar etliche hübsche Songs für „Home Run Hitter“ (Indigo/Edel Contraire), überläßt das Gesangs-Mikrophon aber anderen. Eine kluge Entscheidung. Noch klüger wäre es gewesen, mehr Instrumentals wie „Misty“ unterzubringen. Bescheidenheit ist eine Zier, doch nicht immer hilfreich, wenn sich der Glanz eines Könners vollends entfalten soll. 2,5

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