Ryan Adams :: Demolition

Nach nur 20 Sekunden: der erste Verspieler des Leadgitarrisien. Sollte das Wortspiel „Demolition“gnädig an Ihnen vorbeigehen, finden Sie mehr kokette Signale dafür, dass diese Platte 13 Stücke aus fünf Ryan-Adams-Skizzenbändern enthält (eine Gitarre ist verstimmt, einmal fällt etwas herunter). Hat denn irgendwer ernsthaft geglaubt, Pumuckl würde alles fertigkriegen, was er sich vorgenommen hat, die ganzen Platten und Bands? Vielleicht nicht nach den großen Verzweiflungstaten „Heartbreaker“ und „Gold“, aber spätestens nach den größeren, schwindligen, naselaufenden Drei-Stunden-Konzerten stand doch fest, dass Adams nicht unser Tröster und Hüter sein mag, sondern die eigene Nase hoch in den Wind hält.

Natürlich hat „Demolition“(durchweg Hi-Fi, keine Furcht) einen Haufen nachtdunkle Herzbrecher, die auf die gleichnamige Platte gepasst hätten – vor allem die Sachen mit Adams‘ Saftrock-Outfit The Pink Hearts transportieren allerdings die Ideen, die nicht aus den Stunden auf der Bettkante stammen, sondern an verschwitzten Tagen zwischen zwei Marlboros und einen zerweichten Starbucks-Becher gepasst haben. Und nachdem der für immer 27-Jährige schon Folk, Country-Rock, „Exile“-Stones und „Stage Fright“-Band an sich gerissen hatte, krallt er sich nun noch den Cougar-Mellencamp-Stomp, schrubbt, schreit, taumelt. Wenn er in „Nuclear“ erschüttert und heiser „Gimme an answer!“ ruft, scheint er nicht ein widerwilliges Mädchen in Beverly Hills anzublaffen, sondern den Herrgott selbst. Nie ist die Körperlichkeit eines Sängers so ungeschleudert eingegangen in den konventionellen MOR-Rock.

In „Chin Up, Cheer Up“ spielt dann Greg Leisz das beste Slide-Dobro-Solo der Welt, irgendwo glaubt man sogar, Adams weinen zu hören „Demolition“ ist nicht rund, weil Schluchtentänzer selten runde Alben machen. Sollen sie auch nicht. Deshalb ist das Adams‘ beste Solo-Platte, und die Zeit wird knapp: Courtney Love hat er schon kennengelernt.

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