Saga – HouseOf Cards
Im nächsten Jahr können sie Silberhochzeit feiern! Und wie man ein älteres Ehepaar ja nicht mehr davon überzeugen kann, liebgewonnene Gewohnheiten und Marotten abzulegen, so werden sich auch Saga im Leben nicht mehr ändern.
Michael Sadler, die Stimme, macht immer noch auf aristokratisch-affektiert, hält Expressionsarmut und Sterilität weiterhin für eine Tugend, die Keyboards klingen derart authentisch anachronistich (bei „Always There“ oder „Only Human“ etwa), ab läge der Synthie-Pop nicht schon ein Jahrzehnt lang tot und verwest auf dem Schindanger der Musikhistorie, und Ian Crichtons perkussive Riffs und Licks, die den fetten und amorphen Klangkörper rhythmisch korsettieren und so erst den genuinen Saga-Song entstehen lassen, sind immer noch flink, wenn es sein muss, filigran und bar jeglichen improvisatorischen Ingeniums („The Runaway“ und auch „That’s How We Like It“). Das ist auswendig gelernt, mühsam eingebimst, aber allemal das Hörenswerteste im ornamentalen Schnickschnack.
Crichton ist Saga. Erst unter seinen Fingern bekommt die Klangtapete von der Stange individuellen Charakter und so viel wird man sagen dürfen, ob man diese Artrocker der zweiten Generation nun schätzt oder nicht: Unverkennbar und originär sind sie ja schon. Seine Kombattanten haben dessen Fähigkeiten als Frontschwein offenbar anerkannt, so weit vorne lassen sie ihn nun mehr agieren. Das kann man nur begrüßen. Und wenn sich der Tastenmann Jim Gilmour an dessen Vorderfersen heftet, um die alerten Leads zu doppeln und mit diesem für ein paar Takte in schöner Zweistimmigkeit durchs Leben zu wandeln, dann weiß man auch, wo Dream Theater immer gut zugehört haben. Ja, und eingängig, voller melodischer Schönfärberei ist das natürlich auch wieder. Bis dort hinaus.