Salt :: Regie: Phillip Noyce

SALT, Strategic Arms Limitation Talks, hießen 1972 und 1979 die Abkommen zwischen den USA und der Sowjetunion über die Begrenzung von Atomwaffen. Nun ist der Kalte Krieg seit zwei Jahrzehnten abgetaut, der Ostblock zerfallen und so auch dem Action-Kino ein Thema abhanden gekommen, das man jenseits seiner politischen Meinung durchaus schätzen konnte. Denn die Fronten waren klar und die Agentenspiele zwischen den zwei Supermächten immer etwas wie Schach. Salt, Evelyn Salt (Angelina Jolie) heißt jetzt die Titelheldin, die in Phillip Noyces Action-Thriller bei einem Gefangenenaustausch in Nordkorea eingeführt wird. Sie sei keine amerikanische Agentin, sagt sie da noch. Später widerspricht sie der Behauptung, eine russische Spionin zu sein. Der Eröffnungszug ist eine Rochade, die sich bis zum Schachmatt in einer unterirdischen Befehlszentrale für Atomraketen mehrmals wiederholt.

Salt arbeitet tatsächlich seit Jahren erfolgreich für die CIA. Bis der Überläufer Orlov (Daniel Olbrychski), einst eine große Nummer beim KGB, sie beim Verhör plötzlich als angebliche Doppelagentin enttarnt. Salt flieht, verfolgt von ihrem Kollegen Ted (Liev Schreiber), verübt ein Attentat auf den russischen Präsidenten beim Staatsbesuch in Washington, legt aber auch Orlov und seine Männer in ihrem Versteck auf einem Schiffswrack um und schleust sich bei einem NATO-Treffen ins Weiße Haus ein, wo alles auf einen nuklearen Erstschlag hinsteuert. Zwischendurch zeigen Rückblenden, wie Salt als Mädchen für ihre Aufgabe trainiert wurde. Aber so simpel ist die Lösung in diesem Komplott der Desinformationen natürlich nicht.

Mit dem bolschewistischen Schläfer, der den kapitalistischen Gegner infiltriert hat, wird auch das alte Feindbild reaktiviert. Das wirkt altmodisch, wenn nicht gar anachronistisch in diesen Zeiten des unübersichtlichen globalen Terrors. Man kann es aber auch Nostalgie nennen, die einen im Kino zwischen der erdrückenden Masse an Fantasy-Abenteuern und Superhelden-Spektakeln für Kinder immer öfter beschleicht. „Salt“ ist nicht immer plausibel, wobei das unglaubliche Tempo manche Unmöglichkeit auch geschickt vertuscht. Erinnert aber an solide Genreklassiker wie „Telefon“, „Scorpio, der Killer“, „Red Heat“ oder „No Way Out“ und auch Noyces „Die Stunde der Patrioten“ von 1992.

Ursprünglich sollte Tom Cruise die Hauptrolle übernehmen. Jolie ist allerdings ein mehr als perfekter Ersatz. Ihr auch im wahren Leben sanktioniertes Image als Powerfrau überträgt sie mühelos auf ihre Filmfigur, deren anfangs noch verletzliche Seite mit zunehmender Action hinter der Maske des kühlen, zielstrebigen Profis verschwindet. Es scheint übermenschlich, wie sie aus Büromaterial in Sekunden eine Bombe bastelt, an Fassaden klettert, durch die halbe Stadt sprintet, aufs Dach eines Trucks hechtet, den Secret Service düpiert und übelste Russenkiller im Dutzend wegpustet. Aber Jolie nimmt man das ab. Zumal Noyce handwerklich exzellente Stunts mit digitalen Mitteln so bearbeitet hat, dass sie einen  Rest  Realismus behalten. Extras: Audiokommentar, Interview, Features, zwei weitere Schnittfassungen.

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