Sandy Denny – Live At The BBC

„A Boxful Of Treasures“ ist und bleibt der konkurrenzlos beste Überblick über Sandy Dennys Jahre mit und nach Fairport Convention. Mit der Zeit tauchten von einigen ihrer bekanntesten Songs wie „Who Knows Where The Time Goes“ und „Autopsy“ auch immer wieder mal staunenswerte Live-Mitschnitte auf, die den Ausnahme-Rang der Sängerin erneut dokumentierten. Diese BBC-Aufnahmen – von denen dann doch erstaunlich viele erhalten blieben, obwohl Bänder seinerzeit häufig wieder verwendet und gnadenlos überspielt wurden – sind dennoch ein Füllhorn für alle, die sich einmal mehr davon überzeugen können, was für ein schon schwindelerregend hohes Niveau sie bei ihren Interpretationen konsequent einhielt. Das gilt schon für die ganz frühen, für den BBC World Service 1966/67 mitgeschnittenen Aufnahmen. Bei diesen Traditionals wie auch den Cover-Versionen (Tom Paxtons „Hold On To Me Babe“ und Jackson C. Franks „Blues Run The Game“) ist sie ganz frühreifes Wunderkind ihrer Zunft. Was immer sie durchaus gelegentlich nicht zu überhören – als Komponistin von einer Joni Mitchell lernte, bedeutete nicht, dass es diesen Songs dann an Originalität mangelte. In den solo unplugged live-im-Studio mitgeschnittenen Darbietungen wird mehr als einmal offensichtlich, wie stark sie auch „Blue“ beeindruckt hatte. Aber sich davon inspirieren zu lassen, war ja wirklich nicht ehrenrührig. Radikal auf die Folksong-Essenz reduziert, wird die ganze Klasse etwa des „Crazy Lady Blues“ nur umso deutlicher. Selbst die bisweilen variierende Aufnahmequalität kann den Rang der großen Interpretationen nicht schmälern.

Sehr angenehm in diesem Fall, dass die „In Session“-Aufnahmen auf der ersten CD offenbar nicht vor Publikum aufgezeichnet wurden und keinerlei Voice-over-Einführungen eines Discjockeys stören. (Zwei der besten dieser Aufnahmen von 1972 bzw. 1973 fehlen leider, wie Sue Armstrong, zuständig für dieses Box-Set, in den Liner Notes anmerkt.) Am Ende der CD beweist Denny gar, dass ihr Standards wie „Until The Real Thing Comes Along“ so ganz fremd auch nicht waren.

Das gute Dutzend Songs der zweiten, vor Publikum aufgezeichneten „In Concert“-CD ist oft eine ähnlich intime Angelegenheit. Richtig atemberaubend, wie sie etwa „Sweet Rosemary“ vorträgt und „Bruton Town“ nicht nur für Folk-Fundis zum großen Hörerlebnis macht. Das Traditional „Blackwaterside“ taucht da gleich in zwei verschiedenen Deutungen von 1972 und 1973 auf, beide denkwürdig, letztere kurioserweise bei weitem nicht so gut aufgenommen. Bei dieser „Sounds On Sunday“-Session waren die BBC-Techniker nicht mal zumindest so gut drauf, dass man das durch sorgfältiges Remastering high-fideler hätte klingen lassen können.

Bei den „Off Air Recordings“ der dritten CD darf man das auch nicht erwarten. Sehr bedauerlich ist dennoch, dass ausgerechnet „Blackwaterside“ 1971 bei der „Spin ners TV Show“ mit Richard Thompson als Begleiter in guter Form doch so dürftig aufgenommen wurde. Bootleg ist da gar kein Ausdruck. Und das bei dem vielen Geld und einer BBC, die sich immer viel auf ihre Technik einbildete.

Die DVD enthält neben handschriftlichen Tagebuch-Aufzeichnungen auch Texte zu Songs, die sie dann nie aufnahm – den „Crazy Lady Blues“ in klangtechnisch sehr ansprechender, die beiden am Piano gespielten Songs in nicht so gelungener TV-Aufzeichnung. Und in der Discografie neben dem Auftritt für Led Zeppelin auch viele im Lauf der Jahre mal veröffentlichte ganz entlegene Sammler-Raritäten.

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