Sandy Denny :: Sandy (Deluxe Edition)

Das zweite Album, ergänzt um Demos und ein erstaunliches Konzert

Das vor zwei Jahren als limitiertes Liebhaber-Teil veröffentlichte 19-CD-Boxset – acht der Plättchen reserviert für Raritäten und Outtakes – ist natürlich längst vergriffen. Allerdings dürften Sandy-Denny-Fans schon damals nicht damit gerechnet haben, dass das nun – wie von der Plattenfirma vollmundig versprochen – das definitive Sammlerstück und das wirklich komplette Vermächtnis der allseits bewunderten Sängerin sein würde. Mittlerweile wurde eine Demo-Session von 1967 aufgetan („19 Rupert Street“) und in ansprechender Überspielqualität veröffentlicht. Der Mitschnitt eines Club-Auftritts, den sie 1974 in Denver, Colorado, wiedervereint mit Fairport Convention absolvierte, tauchte zwischenzeitlich ebenfalls auf – richtig offiziell jetzt als „Live At Ebbet’s Field“ auch komplett Zugabe auf der zweiten CD der Deluxe-Ausgabe von „Sandy“.

Betrübt dürften Fans allerdings in diesem Fall feststellen, dass Gastspiele anderer namhafter Kollegen an gleicher Stelle (Ry Cooder, Little Feat etc.) in besserer Klangqualität aufgezeichnet und nachgereicht wurden. Eigentümlich ist auch, dass das ansonsten durchaus kenntnisreiche und begeisterungsfähige Publikum die Band und ihre Sängerin eher als eine Legende aus fernen Zeiten wahrnahm, als deren Chef noch Richard Thompson war. Die Sängerin wiederum fremdelte angesichts der etwas reservierten Zuhörer ein wenig. In der Setlist des aktuellen Konzert-Repertoires fand man nicht nur kein „Who Knows Where The Time Goes“, sondern so gut wie keinen einzigen der berühmten Ohrwürmer von den LPs der späten 60er-Jahre. Die re-formierte Fairport Convention wollte sich offenbar als gründlich runderneuertes Folk Rock-Ensemble präsentieren – mit dem Akzent jetzt klar auf Folk. Weshalb auch Cover-Versionen wie die von Richard Farinas „Quiet Joys of Brotherhood“ – für „Sandy“ mit einem virtuosen Dave Swarbrick an der Fiedel eingespielt – zu den Höhepunkten der Konzerte dieser „neuen“ Fairport Convention gehörten.

Das Debüt „The North Star Grassman and The Ravens“ war schon vor einiger Zeit als Luxus-Edition erschienen. Bei denen der anderen drei Solo-LPs griff man – weil’s klanglich definitiv nichts zu verbessern gab – auf die Remaster von 2005 zurück und bereicherte im Übrigen für alle, die sich das gewaltige Boxset nicht leisten konnten oder mochte, die Deluxe-Versionen um Dutzende rarer Mixes, Demos und Live-Mitschnitte auch für Rundfunk- und Fernsehsender. Einige Demos auf „Rendezvous“ (****) berühren dabei intimer als die üppig „produzierten“ Studiofassungen. Was mancher auch beim Titelsong von „Like An Old Fashioned Waltz“ (***¿) ohne die nachträglichen Streicher so empfinden dürfte. Alles mehrt da nur den Ruhm der Legende. (Island) Franz Schöler

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