Sara K. – What Matters

In den frühen Neunzigern war Sara auf dem besten Wege, die neue Joni Mitchell zu werden. Aber spätestens seit 2000 ist die alte Joni die neue Joni mit Jazz-Standards samt Streichorchester. Und außerdem hat Sara, im Wüstenstaub bei Santa Fe wohnhaft, denn doch Rustikalerem den Vorzug gegeben statt der Jazznahen Urbanität aus den Tagen ihres Abstechers nach New York – „safe from the city blues“, wie es in ,Johnny’s Garden“ von Stephen Stills heißt, einem von zwei Coversongs, die Sara zu dem zählt, „WhatMatters“.

Dem Folk steht denn auch ihr sechstes Album für die Soundwunderküche Chesky näher als je zuvor – vor allem mit Songs wie dem spät-antikolonialistischen „Tierra Contenta“ oder gleich anschließend dem versöhnlichen „I Want bu To Come In“, bei dem Saras Hausgitarrist Bruce Dunlap einmal mehr phänomenale Fähigkeiten beweist in Sachen „Wie friedlich kann eine Klampfe klingen“. Dass Sara K. die bluesten Blue Notes weit und breit zu singen vermag, stellt sie bei ,Johnny’s Garden“ bis an den Rand des Overdoing klar. Um dann fast stille zu schweigen, auch wenn sie beim anschließenden „Instrumental“ ein wenig mitsummt. Dieser „Bebe’s Waltz“ lebt ganz vom Akkordeonklang des Jazz-Keyboarders Gil Goldstein, der sich hier überraschend ländlich-sittlich an die Tradition hält. Origineller schon sein Reggae-rhythmischer Beitrag zum Titeltrack, mit dem Sara sich erneut als Meisterin beim Schreiben luftiger Songs mit percussionbetonten Grooves zeigt.

Selbst für ihre betont intim-verwundbare Art zu singen ist „Because“ ein radikal anrührendes Liebeslied, so wie „Armor“ selbst für Saras Verhältnisse wunderbar dunkel dahinswingt. Kurz: Wenn da nicht noch eine verdammt originelle „Whiter Shade Of Pale“-Version wäre, bei der sich das Akkordeon bemüht, als Orgelersatz nicht um eine Schattierung blasser zu klingen, könnte man von einem bedingungslos gelungenen Versuch sprechen. So aber – und weil Sara K. als Autorin ja doch nicht vergleichbar ist – soll von Joni Mitchell geschwiegen

werden.