Sarah McLachlan – Afterglow
Dass Sarah McLachlan sich ein bisschen schwer getan hat mit ihrem neuen Album, kann man verstehen. Zunächst ist da mal die fast sieben Jahre lange Pause seit dem letzten regulären Werk: McLachlan erschuf mit ihrem Frauen-Wanderzirkus Lillith Fair eher zufällig das erfolgreichste Tourneepackage der US-amerikanischen Geschichte, war volle drei Jahre on the roud und wurde ungewollt zur Geschäftsfrau, der für neue Lieder die Zeit fehlte.
Doch dann ist da ja auch noch die Angst vorm Versagen: Mit „Surfacing“ hatte McLachlan ihr Meisterwerk abgeliefert, ein fantastisch schwebendes, von Pierre Marchand mit mirakulöser Schwerelosigkeit inszeniertes Album voll großartiger Songs und einer Eigenständigkeit die glasklar ausbuchstabierte, was McLachlan als
Songschreiberin und Sängerin ausmacht.
Tatsächlich ist „Afterglow“ nicht der Neuanfang, der Stilwandel, den man angesichts solcher Vorzeichen hätte erwarten können. McLachlan macht es sich gemütlich in der mit langem Atem entworfenen Klangwelt aus melancholisch-sakralen Liedern, die ihre jahrelange Band mit Bravour umzusetzen weiß. Wer nun den ständigen Wandel als obersten Primat der Kunst setzt, wird entsprechend schimpfen. Wer McLachlans langes, vom tollen kanadischen Label Nettwerk behutsam protegiertes Werden beobachtet hat, ist indes dankbar für das Verweilen. Das herzergreifende „Fallen“, das schlafwandelnde „Train Wreck“, das leise liebende „Push“, all das sind Lieder, die man sehr ungern dem Fortschritt opfern würde. Und: Die Konstanz der Paradigmen ermöglicht es McLachlan, das eigene Musikhaus mit vielen Details schön einzurichten. Die nun noch größere Intimität etwa, mit der die Kanadierin die cineastische Großtat „Answer“ haucht, wird sich dem flüchtigen Hörer nicht erschließen. Wir Wissenden aber, wir genießen still und wollen nichts mehr.