Sarah McLachlan – Wintersong
Weihnachtsalben haben Tradition im Hause Nettwerk: Mal unter eigenem Namen, mal für andere Anbieter werden hier aus dem riesigen Repertoire potenter Künstler immer mal holiday albums veröffentlicht. Neil Finn, Ben Folds, die Barenaked Ladies. Chris Martin, Jack Johnson, Ron Sexsmith, die Weepies – alles Leute, die für Nettwerk Weihnachtslieder sangen, mal traditionsgemäß, mal bilderstürmerisch. Auch Sarah McLachlan, die Nettwerk zu einem nicht eben kleinen Teil ihre Karriere zu verdanken hat, war schon dabei.
Dass nun ein ganzes saisonales Album erscheint, ist aber wohl nicht nur Verpflichtung. McLachlan hat in den letzten zehn Jahren nur eine einzige Platte gemacht, und das auch noch aus einer Not heraus. Dazu das kleine Kind zu Hause und die generelle Liebe zur gediegenen Romantik, da ist die Beschäftigung mit dem Fest doch kein schlechte Übung. Zumal McLachlan natürlich nun nicht ein kleines Swing-Ensemble ins Studio nach Vanvouver holt und die Standards bloß als ebensolche spielt, sondern schon nach einem eigenen Ansatz sucht. Insbesondere die archaische Folklore wie in dem keltisch anmutenden „What Child Is This?“, oder dem Medley „The First Noel/ Mary Mary“ erinnert dabei an den Anfang dieser Karriere, als McLachlan ihren nun millionenfach verkauften Songwriter-Pop etwas bleicher spielte und sich schwarz kleidete. Das Geheimnisvolle, das Ewige, leicht Außerweltliche, das war auf dem letzten Werk, „Afterglow“ weitestgehend verlorengegangen. Zurück zur Kernkompetenz über die Mystik von Weihnachten? Wieso nicht.
Neben vielen schön arrangierten Hymnen sind aber auch Cover-Versionen auf dem Gabentisch: Mitchells viel gespieltes „River“ singt McLachlan eindeutig reumütig und zu einer Echogitarre, wie Dauerproduzent Pierre Marchand sie immer mal anbietet. Gordon Lightfoots „Song For A Winter’s Night“ wird zu einer Vokalstudie. Und am Anfang steht, unvermeidlich, Lennons „Happy Xmas (War Is Over)“, hier elegisch weit und mit wonnig schiefem Kinderchor im Mittelteil.
Und dann ist da noch das Titellied, die einzige Eigenkomposition: Allein am Klavier, im Winter versunken, irgendwo zwischen sehnsüchtigund sorgenvoll singt McLachlan ein Stillleben von einer winterlicher Glückseligkeit, die nur einen Moment lang halten kann. Frohe Weihnacht, in diesem Sinne.