Scarlett Johansson – Anywhere I Lay My Head :: Die Schöne kann das Biest leider nicht bezwingen
Ihr Karaoke-Gesang bei „Lost In Translation“ war schon ziemlich schrecklich, aber doch wunderbar, weil man dazu Scarlett Johanssons zartes Gesicht betrachten konnte, dass ja immer in einem faszinierenden Kontrast zu ihrer rauen Stimme steht. Die Hülle von „Anywhere I Lay My Head“ ist nun auch ganz bezaubernd, der Inhalt weniger. Zunächst wollte Scarlett Johnansson einfach ein Cover-Album aufnehmen, mit Songs von allen möglichen Musikern. Aber dann biss sich die 24-Jährige mit den wohlgeformten Lippen offensichtlich an Tom Waits fest.
Zehn Stücke hat sie aus acht Waits-Alben zusammengesammelt, als wolle sie beweisen, dass sie sich wirklich auskennt im Werk des Songschreibers. Bloß seine Welt kennt sie nicht, zumindest klingt es nicht so. Oft haucht sie die Texte völlig leblos vor sich hin, so dass „No One Knows I’m Gone“ jede Magie verliert. Es wirkt nur noch gruselig, weil es einfach kein Ende nimmt. „I Don’t Want To Grow Up“ liegt ihr naturgemäß ein bisschen besser, aber ehrlich: Bei den Ramones hat es doch mehr Spaß gemacht. Der Titelsong pluckert kraftlos vor sich hin, „Green Grass“ ebenso. Für „Town With No Cheer“ schraubt Johanssons ihre Stimme so weit nach unten wie möglich, aber eine Nico wird trotzdem nicht draus. Sie findet einfach keine eigene Stimme. Natürlich wäre es sinnlos gewesen, hätte die anmutige Schönheit versucht, den knorrigen Alten nachzumachen. Doch tatsächlich ersetzt sie Waits‘ Manierismen ja nur durch neue, weniger eindrucksvolle.
Alles ist gut gemeint, aber nicht gut. Johansson hat stilecht in Louisiana aufgenommen, mit David Sitek (TV On The Radio), es musizieren Celebration-Multitalent Sean Antanaitis und Yeah Yeah Yeahs-Gitarrist Nick Zinner, die zwar viel atmosphärisches Gedöns zur Verfügung stellen, aber auch nicht zu mehr Tiefe beitragen. Als Filmmusik wäre „Anywhere I Lay My Head“ mit diesen breit angelegten Sounds brauchbar, als für sich stehendes Album langweilt es bald. Schön, dass bei „Falling Down“ und „Fannin‘ Street“ mit David Bowie ein echter Sänger im Studio vorbeischaute. Zum Glück war’s nicht Rod Stewart.