Scream – Schrei! von Wes Craven :: ab 30. Oktober
Bei Anruf: Mord. Die Schülerin Sidney (Neve Campbell) döst auf dem Sofa des dunklen Wohnzimmers, als ihr Telefon klingelt und eine sardonisch-schmeichelnde Stimme allerlei Gruseldinge flüstert Sie legt auf, der Mann aber ruft immer wieder an, er sei ihr Alptraum und stehe vor ihrer Tür, bis sie genervt antwortet: „Horrorfilme sind alle gleich. Irgendein Killer verfolgt vollbusige Blondinen, die nicht schauspielern können und die Treppen raufrennen, statt durch die Vordertür abzuhauen.“ Nun ist Neve Campbell eine hübsche, eher hagere Melancholikerin und famose Schauspielerin – aber als plötzlich eine Gestalt mit Messer und weißer Maske auftaucht, läuft sie doch eine Treppe rauf und verriegelt ihr Zimmer. Willkommen im Horrorfilm.
Die storyline: Eine amerikanische Kleinstadt mit beschaulich-bedrohlichem Namen wie Hobb’s End oder Red Rock an einem schönen Tag im Sommer oder Frühherbst; bald wird ein mysteriöser Mann ahnungslose, vor Geschlechtsreife und vom Alkohol übermütige Schulmädchen und Halbstarke morden; das Opfer wird den Killer nicht als solchen akzeptieren, sich beschweren, daß der es erschreckt hat, oder sogar auslachen; die Clique erfährt am nächsten Morgen von der Tat und wird verhört, jeder ist verdächtig; Nachlässigkeit kostet den Dorf-Sheriff das Leben, bis der Psychopath von einem Mädchen oder Pärchen in letzter Sekunde erledigt wird. Sollte er sich nicht noch mal erheben, wird er als Fortsetzung zurückkehren – und sich alles wiederholen. So will es das Genregesetz.
Die Regelkunde läßt sich fortsetzen, und dafür muß man nur einen Film sehen: John Carpenters „Halloween“ (1978). Oder „Scream“ von Wfes Craven. Dieser hat nach Sean S. Cunninghams „Freitag, der 13.“ mit „Nightmare On Elm Street“ (1984) in dem vernarbten Pullover-Psychopathen Freddy Krueger einen trashigeren Bruder von Carpenters „Halloween“-Schlitzer Michael Myers erschaffen. Slasher movies heißen Streifen, die low budget und high bloody abgekurbelt wurden und in Nischenkinos liefen, bis die Videogeneration sie zum kruden Kult machte. Als eine Hommage an jene Filme hat Kevin Williamson sein Drehbuch verfaßt, und Craven es zum erfolgreichsten Genrefilm verfilmt. Das Sequel ist gewiß. Denn „Scream“ ist mit gewitztem Eklektizismus ein schauriges, subtil-satirisches Lehrstück und Film im Film, dessen Plot und Protagonisten die Gesetzmäßigkeit des Horrorfilms erklären und dann vollziehen, also die Erwartungen der Zuschauer erfüllen, indem die Figuren in jene Fatalitäten tapsen, vor denen der Videodiekar Randy (Jamie Kennedy) warnt: „Kein Sex, kein Alkohol – und sage niemals: „Ich komme gleich wieder“. Dann wirst du nicht zurückkehren.“ Am Ende entpuppt sich vieles als bestialischer Bluff mit Ketchup, Plastikmesser, Doppelgänger und den üblichen Verdächtigen, eine Rochade von der Wiederauferstehung bis zum Schachmatt.
Es beginnt mit Drew Barrymores schnellem Tod als scream queen. Mit Videos und Popcorn erwartet sie ihren Freund, als ein anonymer Anrufer sie mit Rätselterror übers Handy durchs Haus hetzt. Nach der Attacke auf Sidney klettert ihr Freund Billy (Skeet Ulrich) durchs Fenster. Weil die Polizei im Garten die Maske findet und ein Mobiltelefon aus seiner Tasche fällt, wird er verhaftet – und entlassen, als der Kostümkiller Sidney wieder angreift. Die Clique will den Horror im Ort mit einem Horrorvideoabend feiern. Die ausgelassene Schar wird dezimiert, bis Randy alleine vorm TV hockt. Während sich der Mörder ihm von hinten nähert, sieht er in „Halloween“, wie Jamie Lee Curtis nicht Michael Myers bemerkt, da sie gerade „The Thing“ guckt, woraufhin Randy ruft: „Dreh dich doch um, blöde Kuh.“
Lange nicht mehr vor Lachen so geschrien.