Sebadoh :: Bakesale

Lou Barlows Heim-Aufnahmen, um weitere Stücke ergänzt

Schon komisch, dass die Post das erste Yuck-Album am selben Tag verschickte wie die Wiederveröffentlichung der zweitbesten Sebadoh-LP „Bakesale“. Denn man fragte sich ja jahrelang, wann Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen und wer eigentlich das Erbe Sebadohs zu verwalten in der Lage ist!

Im Herbst 1994 kaufte ich „Bakesale“ in der Fußgängerzone einer ostdeutschen Kleinstadt. Damals noch als ausklappbare Pappe, das berühmte Baby- und-Klo-Foto auf der Vorderseite. Es musste Indie-Rock sein, so viel war klar, und die Tatsache, dass Barlow eine andere Songsammlung „Lou Barlow & His Sentridoh“ nannte, festigte seinen Ruf als Kauz und Entrechteter der zerfledderten amerikanischen Schrammelrock-Szene.

Später, auf dem etwas weniger disparaten Hauptwerk „Harmacy“, wagte der Künstler auch kapitalen Pop, doch in „License To Confuse“, „Give Up“ oder „Rebound“ musste man bei Barlows Gitarrenspiel immer an Kleinkräne und Lötgeräte denken, an Dinge jedenfalls, die wummern, die sich verschieben und umspielen und dann aufgelöst werden in einem einzigen, sonischen Augenblick. In den schönsten Momenten (,,Skull“) aber blieb Lou ganz still: „And I don’t know who you are/ But I know what I would like you to be/ A one-night stand under stoned persuasion/ But a joy that I can’t hide/ Gently take my skull for a ride.“

Für den zweiten Teil dieser, ,Remastered Double Disc Edition“ wählten Lou Barlow, Bob Fay und Jason Loewenstein 25 zusätzliche Stücke (Akustikversionen, Demos, Verworfenes) jener Zeit aus, die nicht selten nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren wie die bekannten „Bakesale“-Tracks: Sebadoh nehmen das Gerüst eines Songs, fügen kurze Jam-Sessions und kunstlose Wutausbrüche hinzu, schließen aber mit unkenntlich gemachter Kinderlied-Melodik, wie man sie auch von Pavement kennt. Leider ist die Sammlung von Nachträgen als Ganzes doch deutlich weniger als die Summe der Teile.

Eines von vielen wenig bemerkenswerten Liedern heißt „Punching Myself In The Face Repeatedly, Publicly“. Drohte Barlow während eines Konzerts in den späten Neunzigern nicht mit Selbstmord auf der Bühne? Feel the pain. (domino) jan wigger

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